Freitag, 8. Oktober 2021

[Cineastische Referenz]

Sufjan Stevens & Angelo De Augustine - A Beginner's Mind SUFJAN STEVENS & ANGELO DE AUGUSTINE
A Beginner's Mind
Asthmatic Kitty
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ romantisch | cineastisch | zierlich ] 

Es war schon ein bisschen lustig mit anzusehen, wie letzte Woche die gesamte Welt der Musiknerds plötzlich aus einer scheinbaren Trance erwachte und quasi simultan feststellte, dass Sufjan Stevens ganz hinterlistig doch noch das Album gedroppt hatte, das sich seit Jahren alle von ihm wünschten. Dass nach vielen eher schrägen, experimentellen und ernsthaft durchwachsenen Projekten einmal mehr den Style zurückholt, für den alle diesen Typen nach wie vor kennen und lieben: Den des orchestralen Indiefolk-Paradiesvogels mit den introspektiv-sakralen Texten, bei denen man immer nicht weiß, wieso genau man jetzt schon wieder heulen muss. Carrie & Lowell von 2015 und der Soundtrack zu Call Me By Your Name von 2018 hatten diese Inkarnation des Sufjan Stevens zwar über die Zwotausendzehner hinweg schon mehrmals reanimiert, dennoch ist sie im großen Wust seines Katalogs eine Rarität geworden, die wann immer sie dann doch mal erscheint, für Staunen und Raunen sorgt. Und im Falle von A Beginner's Mind auch ziemlich aus dem Nichts kommt. Denn hier reden wir nicht mal vom eigentlichen Haupstrang der Stevens-Diskografie, die ja für sich schon mächtig reichhaltig ist, sondern von einem der vielen Kollaborationsprojekte, die sich seit einigen Jahren an dessen Rand häufen und die von den meisten inzwischen schon mehr oder weniger ignoriert werden. Aus diesem Bereich ein solches Album zu bekommen, war also für einige eine ziemliche Überraschung, wenn auch eine sehr angenehme. Und man muss direkt am Anfang sagen: Für die wenigsten, inklusive mir, geht es dabei auch nur im entferntesten um die Kollaboration von zwei gleichberechtigten Künstlern, sondern zu hundert Prozent um Sufjan. Angelo de Augustine ist sicher ein total netter Typ und macht bestimmt tolle Musik, doch ist seine künstlerische Präsenz hier absolut vernachlässigbar im Vergleich zu seinem Sparringpartner, der hier erneut als Maestro der indiefolkigen Emotionsorgel aufblüht und seinen nächsten großen Fanfavoriten schreibt. Der konzeptuelle Hintergrund des Albums, bei dem die beiden Songs aus gemeinsamen Filmabenden erarbeiteten und zum großen Teil eben auch über diese Filme schreiben, mag dabei niedlich sein, bleibt aber nicht mehr als ein Hintergrundgedanke. Man kann in vielen Lyrics mehr oder weniger offensichtliche Hints dazu finden, welche Filme die zwei bei bestimmten Tracks angeschaut haben, im großen und ganzen kann man diesen Faktor aber ausklammern. Unterm Strich wirklich relevant ist nur, dass Sufjan Stevens hier ein weiteres richtig gutes Album gemacht hat, das klingt wie seine besten aus den Zwotausendern. Das ist der Grund, warum hier so viele plötzlich aufhorchen und es wird der Grund sein, warum diese LP wahrscheinlich mal wieder die Messlatte für die nächsten sieben bis acht Jahre seiner Diskografie sein wird, so wie es Carrie & Lowell für die Zeit davor war. Und im Gegensatz zu dem finde ich das hier sogar auch mal richtig gut.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11

Persönliche Höhepunkte
Reach Out | Lady Macbeth in Chains | You Give Death A Bad Name | Beginner's Mind | Olympus | (This is) the Thing | It's Your Own Body and Mind | Lost in the World | Fictional California | Cimmerian Shade | Lacrimae

Nicht mein Fall
-


Hat was von
Adrianne Lenker
Songs

Bon Iver
Bon Iver, Bon Iver


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