Montag, 25. Oktober 2021

Zurück in die Zukunft

BADBADNOTGOOD - Talk MemoryBADBADNOTGOOD
Talk Memory
XL
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ instrumental | cineastisch | unerwartet ]

Es ist schon keine Übertreibung, dass ich diesen Moment während der letzten fünfeinhalb Jahre herbeigesehent habe. Und ganz ehrlich, es war ja auch verdammt frech von Badbadnotgood, sich so kackendreist nach IV, dem bisher besten Album ihrer Karriere, in eine ausgedehnte Bandpause zu verabschieden, die zwar ihrerseits durchaus ertragreich war, aber eben nicht dasselbe. Zumal nach dem Austritt von Matthew Tavares 2019 für kurze Zeit auch gar nicht so klar war, wie und ob es überhaupt weitergeht mit der ganzen Unternehmung. Talk Memory ist deshalb nicht nur irgendwie ein Comeback, sondern ein Aufatmen für die Fangemeinde, weil am Ende eben doch wieder Badbadnotgood als Gruppe steht. Und die macht auch weiterhin das, was sie schon immer am besten kann. Spannend fusionierte Jazzmusik mit deutlichen Versatzstücken von Hiphop, die hier gerne auch mal üppig durchinstrumentiert sein können. Dabei sind die acht neuen Tracks in mancherlei Hinsicht eine Neuorientierung des Konzepts der Gruppe, an vielen Punkten aber vor allem ein Rückbezug auf ihren klassischen Sound. Neben oberflächlichen Geschichten wie der Tatsache, dass es hier erstmals einen richtigen Albumtitel gibt oder die Platte jetzt beim exklusiven Nobel-Indie XL Recordings verlegt wird, sticht dabei vor allem ein Faktor als Besonderheit hervor: Dass auf so gut wie jedem Song hier der brasilianische Bossa Nova-Veteran Arthur Verocai als Feature aufgeführt ist und das ganze hier schon fast wieder zu einer vollwertigen Kollaboration macht. Natürlich wäre auch ein solches Unterfangen für Badbadnotgood nicht das erste Mal und in den meisten Fällen schadete es ihrem Output nicht im geringsten, nur ist dieses hier die erste derartige Zusammenarbeit, bei der es nicht im wesentlichen um Gesangsbeiträge oder Rap-Strophen geht, sondern um instrumentale Kompositionen. Wobei das spannende dabei ist, dass diese klangästhetisch dann doch wieder sehr an die ersten beiden Alben der Kanadier erinnern. Soll heißen: Auf Talk Memory wird keine Sekunde lang gesungen, dafür wieder jene elaborierten Melodie-Teppiche ausgerollt, auf denen die Band herrlich subtil flexen kann. Weil Badbadnotgood aber zwischendurch gelernt haben, Popmusik zu spielen, hört sich das ganze inzwischen nicht mehr ansatzweise so düster und verhalten an wie früher, sondern regelrecht elegant und maximalistisch. Verucai als versierter Arrangeur zaubert jede Menge coole orchestrale Windungen in die Tracks des Trios, zu denen sich dann auch vereinzelt geniale Instrumentalisten wie Karriem Riggins, Terrace Martin oder Laraaji gesellen, die ihrerseits ganz tolle Arbeit machen. Man kann also generell sagen, dass Talk Memory prinzipiell wieder zu den Wurzeln von Badbadnotgood zurückkehrt, dabei aber alles mitnimmt, was während der letzten zehn Jahre dazugekommen ist. Und damit für alle Fans ein ziemlich guter Kompromiss sein sollte. Ich persönlich preferiere zwar noch immer die Eingängigkeit und Vielschichtigkeit, die die Band vor der Pause so gut etabliert hatte, das hier ist aber auf eine ganz andere Weise ein sehr gelungenes Stück Musik, das ich mordsmäßig respektiere. Wobei die Hauptsache ja auch eh ist, dass die Jungs überhaupt wieder zusammen Songs schreiben. So gut hätten sie dann nicht mal sein müssen.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11

Persönliche Höhepunkte
Signal From the Noise | Unfolding (Momentum 73) | Beside April | Love Proceeding | Beside April (Reprise) | Talk Meaning

Nicht mein Fall
-


Hat was von
R + R = Now
Collagically Speaking

Portico Quartet
Terrain


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen