Dienstag, 26. Oktober 2021

Glück im Unglück

James Blake - Friends That Break Your Heart JAMES BLAKE
Friends That Break Your Heart
Republic | Polydor
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ melancholisch | einfühlsam | entrückt ]

Meine Abrechnung mit James Blake habe ich eigentlich schon vor etwas mehr als zwei Jahren gemacht, als der Brite mit Assume Form seine letzte Platte veröffentlicht und das meiste, was ich in meinem Artikel damals schrieb, lässt sich eigentlich eins zu eins auch auf diesen hier anwenden: Spätestens seit seinem dritten Longplayer empfinde ich seine Musik als aufgeblähtes, künstlich kunstiges Prestige-Gedudel eines kreativ hängengebliebenen Typen, der zu viele reiche Freund*innen hat und im Business mittlerweile so gut vernetzt ist, dass es für ihn unmöglich ist, einen Flop zu landen. Nur deshalb umfliegt ihn auch heute noch der Hauch des magischen Klangvisionärs und nur deshalb kriegen immer noch alle Leute im Internet feuchte Hände, wenn er eine neue LP droppt. So zumindest meine Ansicht der Dinge, die sich aber inzwischen auch seit etlichen Jahren nicht mehr geändert hat und die eine Platte wie Friends That Break Your Heart noch einmal zementiert. Denn das Ergebnis ist hier eigentlich die alte Leier: Blake macht den selben abgehalfterten Elektro-R'n'B-Soul wie immer, singt dazu mit seiner leicht letharischen Version einer Sam Smith-Stimme und fühlt sich cool dabei, zu dieser drögen Veranstaltung illustre Namen wie SZA oder JID einzuladen, die am Gesamtergebnis aber auch nichts mehr ändern können. Wie schon auf den Vorgängern gibt es dabei gute Momente und Ideen, die aber bei weitem nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Grundkonzept dieses Künstlers nicht mehr das ist, was es mal war. So mag ich es hier beispielsweise sehr, dass Songs wie So Blessed You're Mine oder Funeral zu Blakes Wurzeln im Dubstep und UK Garage zurückkehren und teilweise auch ziemlich schnarrig daherkommen, doch macht die Platte am Ende keinen Schuh daraus, sondern belässt es bei kleinen Vignetten, die im trödeligen Singsang der LP wenig Unterschied machen. Auch profitiert ein Song wie Frozen wieder sehr davon, dass Blake einfach die richtigen Leute kennt, um in Form eines fetzigen Vokalfeatures ein bisschen Farbe ins Geschehen zu bringen, was aber auch die Lahmheit seiner Performance vor Augen führt. Wobei ich mehr denn je enttäuscht von seinem Auftritt als Sänger bin, der auf der einen Seite zu präsent ist, um einfach Begleitmaterial zu sein, auf der anderen aber zu wenig Charakter hat, um positiv herauszustechen. Und wo Blake sowas früher mit zahlreichen Effekten und Autotune übertünchte, ist er hier die meiste Zeit über in natura zu hören, was definitv keine gute Idee war. Maximal funktioniert es noch in Tracks mit starken Texten wie Famous Last Words oder Say What You Will, die gibt es hier aber auch nicht immer. Was heißt, dass ich bei diesen ach so emotional aufgeladenen Songs oft einfach mal wieder nichts spüre und eher gelangweilt bin. Wobei es ehrlich gesagt schon gar nicht mehr so hart ist wie zuletzt. Wenn ich es mir recht überlege, dann ist Friends That Break Your Heart vielleicht eine deutliche Ecke gelungener als seine beiden Vorgänger, allerdings auch immer noch weit entfernt von tatsächlicher Qualitat. Und es geht mir ja auch ums Prinzip: Was an diesem Album funktionert, sind einzelne Ideen, die sich aber eher selten zu ganzen Songs zusammenfinden und sowohl als Performer als auch als Songwriter bleibt Blake hier einmal mehr hinter seinem daherglorifizierten Leumund zurück. Was zehn Jahre nach seinem selbstbetitelten Debüt, dem einzig wirklich gelungenen Eintrag in seiner Diskografie, einfach kein Einzelfall mehr ist, sondern die Regel. Und dieses okaye Album ein Glücksfall für einen Musiker, der schon vor einer Weile den Weg seines besten Outputs verloren hat. Es ist einfacher, wenn man das erstmal akzeptiert hat.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡⚫⚫⚫⚫ 07/11

Persönliche Höhepunkte
Famous Last Words | Frozen | I'm So Blessed You're Mine | Lost Angel Nights | Friends That Break Your Heart

Nicht mein Fall
Life is Not the Same | Show Me | If I'm Insecure


Hat was von
Sam Smith
Love Goes

Anohni
Hopelessness


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