Sonntag, 16. Oktober 2022

Warten auf Barrow

BEAK>
Kosmik Musik
Invada Records
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ instrumental | krautig | groovig ]

Ich weiß ja aus Erfahrung, dass die Wartezeit zwischen zwei Beak>-Alben für Fans der Band immer eine Geduldsprobe darstellt und dass seit dem fantastischen >>> von 2018 nun auch schon wieder vier Jahre ins Land gegangen sind, ist für die Verhältnisse der Briten leider Gottes nichts besonderes. Zumal es eben auch nur ein gewisses Level gibt, bis zu dem bei mir all die Soundtracks, EPs und Nebenprojekte in der Zwischenzeit fähig sind, dieses Loch effektiv zu füllen. Mit Kosmik Musik erscheint in meinen Augen dieser Tage allerdings zum zweiten Mal seit der letzten LP eine Platte, die mich über das beständige Fehlen einer solchen ganz gut hinwegtrösten kann und die auch für sich echt gut funktioniert. Das erste Kurzformat dieser Art war 2019 das noch halb als Nachtag zu >>> gehandelte Life Goes On, das immerhin nochmal drei neue Tracks und einen Remix vorstellte, Kosmik Musik trumpft drei Jahre später mit ganzen sieben davon auf und ist mit 21 Minuten sogar fast schon im Longplayerbereich anzusiedeln. Und obwohl sich Beak> dabei klanglich auch eher im Territorium eines Soundtracks bewegen und das ganze statt einer Sammlung von Songs eher eine Art elektronische Sinfonie in mehreren Akten darstellt, ist das im Endeffekt genau der Bereich, in dem die Briten schon seit jeher am besten arbeiten: Instrumentale Krautrock-Stampfer und flirrende Synthprog-Werkstücke, die immer dann am besten dann sind, wenn sie sich ineinander verschachteln und zu fließenden Klangmutanten werden. Wobei das hier in all seiner Knappheit ein ziemlich brilliantes Beispiel dafür ist. Da beginnt Part 2 nach ein bisschen Vorgeplänkel im Opener mit einem fulminant-rockigen Liebezeit-Groove das Geschehen, dessen Leadmelodie im abschließenden siebten Teil nochmal vollumfänglich aufgeschnappt wird und zwischendurch genug Zeit hat, im halbambienten Proto-Synth zu verschwimmen, was konzeptuell gesehen ein ziemlicher Homerun ist. Simpel zwar, doch gerade in der Kürze der Zeit fantastisch umgesetzt und mit all den Tricks und Kniffen, die ich am Sound von Beak> schon immer so mochte. Nach dem etwas rockigeren >>> ist es dabei zwar auch wieder ein bisschen elektronischer und in Momenten definitiv retro, ein Nachteil ist das aber nicht. Denn auch wenn die beiden rahmenden Stücke an Anfang und Ende ganz klar die Hingucker der Platte sind, brauchen die eben auch das abflauende Zwischenfutter, um erst so richtig zu funktionieren. Was Kosmik Musik alles in allem zu einem Projekt macht, das für eine erfahrene Band wie diese vielleicht nicht mehr als eine Fingerübung ist, als solche aber auch sehr gelegen kommt und mir das Warten auf ein eventuelles neues Album von ihnen sehr effizient verkürzt. Wobei ich im gleichen Atemzug sagen möchte: Mit noch einem von diesen Dingern beschwichtigen sie mich langfristig nicht.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11


Persönliche Höhepunkte
Kosmik Musik Pt. 2 | Kosmik Musik Pt. 4 | Kosmik Musik Pt. 7
 
Nicht mein Fall
-

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