Montag, 3. Oktober 2022

Die Wiederkehr des Verdrängten

Revocation - Netherheaven
REVOCATION
Netherheaven
Metal Blade
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ technisch | brutal | infernalisch ]

Das letzte Mal, als ich mich auf diesem Format schreiberisch an einer LP von Revocation abarbeitete, war im Oktober des Jahres 2014, ist also gut acht Jahre her. Wobei die Tatsache, dass ich von meinem damaligen, mittlerweile verschollenen Artikel über ihr fünftes Album Deathless nicht mal mehr die numerische Bewertung wusste (Rateyourmusic erinnert sich für mich, was die Sache aber nicht besser macht), mir zumindest zu der Einsicht reicht, dass die Platte so pralle schon nicht gewesen sein wird. Generell weiß ich über mein Verhältnis zu den Death-Fricklern aus Massachussets inzwischen nur noch, dass ich 2013 in meiner Entdeckungsphase des Extreme Metal kurz mal ihre selbstbetitelte vierte LP ganz cool fand, allerdings auch schnell zu spannenderen Artverwandten weiterzog und die Platte über kurz oder lang wieder vergaß. Weshalb ein neues Album von ihnen zu besprechen sich gerade nach einer weirden Mischung aus verdrängter Erinnerung und kompletter Neuentdeckung anfühlt, von der ich nicht weiß, wie ich sie finden soll. Wobei das wenigste Problem dabei die Qualität des besagten Albums ist, denn das ist tatsächlich ein ziemlicher Banger. Vom klanglichen Grundkonzept der Band, das ich mir zumindest ungefähr wieder in Erinnerung rufen kann, hat sich seit 2013 nicht viel geändert und Revocation spielen immer noch eine reichlich gniedelige Version von technischem Death Metal, der gerne auch mal ein bisschen in Richtung Thrash oder Prog abbiegen kann. Und wo ich vor zehn Jahren den Eindruck hatte, dass der Schwerpunkt ihrer Kompositionen eher auf dem proggigen und melodisch-frickeligen Aspekt ihres Sounds lag, ist Netherheaven jetzt quasi genau die andere Seite dieses Extrems. Als Grundgerüst dient diesmal mehr oder weniger astrein geschriebener Death Metal, auf dem die technischen Spielereien und nerdigen Arrangements eher als Schmuckwerk dienen und Revocation ein ganzes Stück brutaler und schwergewichtiger klingen lassen. Vektor oder Artificial Brain sind Vergleiche, die mir dabei ganz spontan einfallen, wobei die Herangehensweise an die Death-Struktur auch viel eher was von klassischen Bands wie Possessed oder Gorguts hat. Vor allem erkenne ich aber auch in dieser sehr veränderten Version des Sounds von Revocation die Band wieder, die ich 2013 mit einer ganz anderen Version davon kennenlernte. Und dass sich so ein stilistischer Charakter über verschiedene stilistische Ausprägungen sowie fast eine Dekade ohne musikalischen Kontakt mit mir hält, spricht dann definitiv für zwei Sachen. Erstens: Diese Gruppe hat eine starke songwriterische Handschrift. Zweitens: So vergesslich wie ich denke, bin ich vielleicht doch nicht. Auch wenn sich die Wiederentdeckung so oder so gelohnt hätte, denn das hier ist ohne jeden Zweifel das beste Album, das ich bisher von ihnen gehört habe. Und erinnern werde ich mich diesmal ziemlich sicher.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11


Persönliche Höhepunkte
Diabolical Majesty | Nihilistic Violence | Strange & Eternal | Galleries of Morbid Artistry | Godforsaken

Nicht mein Fall
-

Hat was von
Possessed
Revelations of Oblivion

Vektor
Terminal Redux


1000kilosonar bei last.fm  

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