Dienstag, 29. März 2022

Stark wie Zwei

Bladee & Ecco2K - Crest
BLADEE & ECCO2K
Crest
YEAR0001
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ drainig | erfrischend | optimistisch ]

Ich habe inzwischen keine wirkliche Ahnung mehr, ob es jetzt eigentlich die jüngsten Entwicklungen im Hyperpop und Digicore waren, die mich mit dem Output von Bladee und dem künstlerischen Wesen der gesamten Drain Gang versöhnt haben oder ob er es war, der meine Aufwärmphase damit überhaupt erst so richtig einläutete. Letztendlich ist das aber auch egal, denn Fakt ist, dass es erst die klanglichen Metamorphosen seiner letzten zwei Alben waren, die es mir ermöglichten, mich an beide Phänomene noch ein bisschen besser heranzutasten und sie vielleicht auch erst so richtig zu verstehen. Und wo ich hier noch vor einigen Jahren als einer derjenigen auftrat, die den ganzen Hype um die ulkige Crew aus Stockholm eher misstrauisch verfolgte, habe ich mittlerweile doch einen vorsichtigen Optimismus ihnen gegenüber entwickelt, der spätestens hier auch einem ernsthaften Interesse gewichen ist. Nicht zuletzt auch in Bezug auf jemanden wie Ecco2k, dessen wichtigsten Output (insbesondere sein in Fankreisen inzwischen legendäres Debütalbum ) ich bisher ja komplett ignoriert hatte und hier aufzuholen gedenke. Denn wie der Zufall es will, gibt es gerade jetzt auch ein weiteres Kollaborationsalbum der beiden, das in vielerlei Hinsicht auch als spiritueller Nachfolger der halboffiziellen Drain Gang-Crewplatten D&G und Trash Island (in diesem Fall leider ohne die Beteiligung des dritten Hauptmitglieds Thaiboy Digital) gesehen werden kann. Und auch wenn das objektiv beurteilt sicherlich alles andere als eine neue Feststellung ist und ich diese hier nur so hervorhebe, weil ich sie hier zum ersten Mal mache: Die Zusammenarbeit dieser beiden Künstler bringt in meinen Augen das beste aus dem Kerngedanken Drain Gang heraus und schafft vor allem im Katalog von Bladee eine ästhetische Klarheit, die ich bisher noch immer darin vermisst hatte. Zwar waren mit 333 und the Fool schon seine letzten beiden Projekte mit einer zunehmenden Hinwendung zu Electronica und Hyperpop und einer damit einhergehenden Festigung songwriterischer Ideen gesegnet, die dem Schweden auch definitiv gut taten, hier merkt man aber doch nochmal den deutlichen Unterschied, den ein talentierter Producer und Soundtüftler wie Ecco2k in dieser Gleichung macht. Nicht nur dadurch, dass sie klanglichen Kanten hier an vielen Punkten deutlich klarer sind und der Mix insgesamt endlich mal etwas Tiefenschärfe zeigt, auch sind fast alle Songs hier sowohl verspielter als auch abgeschlossener und haben einen leicht zu identifizierenden eigenen Charakter. Zwar kann man dabei durchaus noch immer sagen, dass diese Musik ihre größte Stärke in einer gewissen Vibigkeit findet und über ihre knappe halbe Stunde Spielzeit herrlich rumplätschert, dass es in Yeses (Red Cross) oder Chaos Follows jetzt aus sowas wie Hooks gibt, ist aber doch etwas neues. Ganz zu schweigen von progressiven Ausflügen wie dem fast neunminütigen und mehrteilig-verschachtelten 5 Star Crest (4 Vattenrum), das in seiner gesamten Art und Weise schon fast psychedelisch ist. Obwohl also meine Erwartungen an diese beiden Künstler für Crest schon nicht mehr die von 2020 waren, als sie mich mit jedem halbwegs geraden Beat positiv überraschten und ich inzwischen besseres gewohnt bin, hat es diese LP nicht nur geschafft, mich zu überzeugen, sondern in vielen Punkten sogar zu begeistern. Einen echten Favoriten habe ich hiermit von ihnen zwar noch immer nicht gefunden, mal wieder kann ich aber sagen, dass es ihre beste Arbeit ist. Und da das inzwischen schon zum dritten Mal passiert, ist der Trend dahin ja immerhin weiterhin erkennbar.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11

Persönliche Höhepunkte
5 Star Crest (4 Vattenrum) | White Meadow | Faust | Yeses (Red Cross) | Desire is A Trap | Chaos Follows | Girls Just Want to Have Fun | Heaven Sings

Nicht mein Fall
-


Hat was von
Porter Robinson
Nurture

A.G. Cook
Nu Jack Swung


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