Mittwoch, 9. März 2022

Princes of Spiderland

Supernowhere - Skinless Takes a Flight
SUPERNOWHERE
Skinless Takes A Flight
Topshelf
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ slintesk | slackerig | midwestern ]

Erster Test in Bezug auf Supernowhere: Wer nicht versteht, was die drei Wörter direkt über dieser Zeile bedeuten, sollte sich vielleicht erstmal mit ein paar Basics zum Thema Mathrock und Midwest Emo beschäftigen und gegebenenfalls die ein oder andere Slint-Platte hören, bevor er sich dieser Musik hier widmet. Und das gar nicht mal deshalb, weil die Songs auf Skinless Takes A Flight irgendwie so unzugänglich oder kompliziert wären, sondern eher deshalb, weil wir es hier mit einem Album zu tun haben, das sehr tief und verdnerdet in den klanglichen Ursprüngen dieses Genres steckt und an dem man, so man sich ein bisschen mit den Klassikern aus den Neunzigern auskennt, viele sehr klare Einflüsse und künstlerische Bezüge ablesen kann, die einfach schön zu erkennen sind. Bevor deshalb jetzt allerdings die Ersten zurückschrecken und von einer Hörerfahrung absehen, die womöglich nicht für Uneingeweihte und Normalkonsumierende gedacht ist, muss ich einlenken: Supernowhere sind durchaus eine Band, die genauso gut funktioniert, wenn man dieses umfassende Szenewissen nicht hat und einfach nur ein bisschen coolen Indierock auschecken will. Wobei ich ein Album wie dieses in der Hinsicht sogar echt empfehlen kann, weil es unter den vielen Platten dieser stilistischen Ausprägung mit leichtem Midwest-Einschlag - meiner bescheidenen Meinung nach - seit einer ganzen Weile das bemerkenswerteste ist und hinter seiner Unscheinbarkeit einige der coolsten Songs des jungen Jahres versteckt. Zuerst hatte ich ja ich ein bisschen mit den Augen gerollt, hier eine weitere junge Band dieser Sorte Slint-Klone zu erwischen, die bei einem coolen Label wie Topshelf veröffentlichen und so ein bisschen dieses ganze Windmill-Black-Country-New-Road-Ding machen, das mir schon letztes Jahr ein bisschen auf den Keks ging. Doch auch wenn Supernowhere in dieser Hinsicht hier keinen wirklich frischeren Take liefern als viele andere Bands und definitiv auch keine InnovatorInnen sein wollen, schätze ich an ihnen doch die angenehm unangestrengte Art, wie sie Musik machen. Mit neun Songs in 27 Minuten ist Skinless ein unkomplitiert knackiges Album, das trotzdem nicht nach einer glorifizierten EP klingt und in seiner Ausführung durchaus ambitioniert ist, dabei allerdings trotzdem nicht unter progressiv-experimentellen Monumentalbauten ächzt. Die Momente in denen Supernowhere ihre Stärken finden sind die kleiner Schönheiten und quirkiger Melancholie, die für mich genau das Gefühl anzapfen, das ich schon an vielen der Topshelf-Bands vor zehn Jahren mochte und das dort scheinbar immer noch mit viel Hingabe kultiviert wird. Sängerin Meredith Davey klingt dabei immer ein bisschen wie Adrianne Lenker, die rhythmischen Patterns von Drums und Gitarre sind friemlig ohne zu technisch zu sein, in Sachen Sound und Produktion ist Skinless sehr trocken und ruhig, findet in Details aber auch eine tolle Vielfalt und obwohl die kompositorische Marschrichtung meistens sehr stringent ist, gibt es auch Momente wie das düster-ambiente Gently Inert, die ein bisschen aus der Art schlagen und für genügend Abwechslung sorgen. Alles in Allem ist Skinless damit kein wirklich besonderes Album und nimmt wie gesagt viel von den lange gegorenen Math- und Midwest-Traditionen der Neunziger großzügig mit, in seiner Simplizität und minimalen Eleganz ist mir genau das aber wahnsinnig positiv aufgefallen und wider Erwarten ein Pluspunkt für diese ganze Art von Indierock geworden, die ich zuletzt eigentlich ziemlich nervig fand. Und obwohl ich vermute, dass Supernowhere damit auch eher die Ausnahme bleiben, könnte ich mir vorstellen, dass sie mein Interesse auch langfristig wecken und ich Bock habe, mir ihren weiteren Weg genauer anzusehen. Weil ich irgendwie auch denke, dass man aus ihrem Rezept - bei aller Überzeugungskraft, die es hier schon hat - noch wesentlich mehr machen kann.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11

Persönliche Höhepunkte
Circles | Dirty Tangle | Amphibian | Basement Window | Skinless Takes A Flight | Augury | the Hand | Ecdysis

Nicht mein Fall
-


Hat was von
Slint
Spiderland

Big Thief
U.F.O.F.


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