Montag, 21. März 2022

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BENNY THE BUTCHER
Tana Talk 4
Griselda | Empire
2022
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ traditionell | kriminell | badass ]

Ich habe im Frühjahr 2022 ja inzwischen schon die ein oder andere Phase mit dem Output von Benny the Butcher durch und über diesen dabei wahrscheinlich mehr zu sagen gehabt wie über die wenigsten Rapper des aktuellen Griselda-Kaders zusammen, was für mich beim Schreiben ja eigentlich erstmal eine gute Sache ist. Denn wo ich vor allem in letzter Zeit bei vielen der Platten der Gang irgendwie das Gefühl habe, mich nur noch zu wiederholen, ist sein Katalog seit ein paar Jahren immer mehr der gewesen, der im Raster des Labels am meisten für klangliche Veränderung sorgte und dabei auch ständig wieder für Überraschungen gut war. Zwar bedeutete das besonders in der letzten Saison auch nicht selten, dass ich mich hier mit eher durchwachsenen Ergebnissen auseinandersetzen musste und ich zwischenzeitlich echt nicht sicher war, ob Benny künstlerisch nicht auf die falschen Pferde setzte, grundsätzlich machte ihn das aber mittelfristig wenigstens interessant. Wobei es zu dieser Wechselhaftigkeit und Experimentierfreude anscheinend auch dazugehört, dann und wann mal zur Basis des Griselda-Sounds zurückzukehren und eine Platte wie Tana Talk 4 zu machen, die in mehr als einer Hinsicht ein bisschen konservativ ist. Denn nicht nur geht Benny hier wieder den Weg des klassisch-grantigen Eastcoast-Nostalgieraps, der ihn einst überhaupt bekannt machte, mit der Wiederaufnahme seiner Tana Talk-Serie kehrt er auch in Sachen Aufmachung zu den Wurzeln seines Erfolgs zurück und setzt damit bewusst einen wichtigen Meilenstein seiner Karriere. Für die die es nicht wissen: Tana Talk ist für Benny the Butcher seit dem ersten Mixtape dieses Namens von 2004 sowas wie seine Version von Tha Carter oder the Blueprint, die er über Jahrzehnte hinweg immer wieder aufgenommen hat und mit der er rückblickend vielleicht auch seine größten Fanlieblinge produzierte. Wobei insbesondere dem dritten Teil von 2018 eine extragroße Bedeutung zukommt, da es den ganzen Zirkus um Griselda erst so richtig in den Mainstream brachte und inzwischen von vielen als Initialzündung des Hypes darum angesehen wird. Dass Teil Vier als Nachfolger des großen Durchbruchs also reichlich Mythos zu stemmen hatte und selbst für den fleißigen Benny ein besonderes Projekt sein würde, war also von vornherein klar und die Erwartungen (auch bei mir) entsprechend hoch. Wobei die wichtigste Frage in dieser Hinsicht ja die sein dürfte, ob es das letztendlich geworden ist oder nicht. Die einfache Antwort darauf: nein. Und eigentlich ist das auch nicht mal ein wirkliches Problem. Denn dass Tana 4 nicht der nächste große Klassiker des New Yorkers ist, sondern einfach nur ein weiteres okayes bis gutes Album in seinem ewigen Lauf von okayen bis guten Alben, ist ja besser als nichts. Nach den sehr wechselhaften Eindrücken der letzten zwei Jahre und polarisierenden Produktionsentscheidungen ist der Sound hier eine sichere Bank und funktioniert in den meisten Fällen zur vollsten Zufriedenheit, auch wenn er absolut null visionär und streng genommen ein ästhetischer Rückschritt ist. Auch lyrisch gesehen macht Tana 4 trotz seines größeren Pull-Faktors kein dickeres Fass auf als viele seiner letzten Platten und liefert den üblichen Plugtalk, dessen nähere Besprechung sich hier ebenfalls erübrigt, weil es diesen bei ihm schon sehr oft gab. Spannend sind vielleicht höchstens sein inoffizielles Sequel zu Biggie Smalls Crack Commandments auf 10 More Commandments (das immerhin exklusiv von P Diddy produziert wurde) sowie seine Statements über Erfolg und künstlerische Langlebigkeit in Tyson vs. Ali, der Rest ist aber Griselda nach Reißbrett und als solches weder besonders großartig noch in irgendeiner Weise schlecht. Kurz hatte ich überlegt, ob ich darüber vielleicht enttäuscht sein sollte, da so ein durchweg gewöhnliches Projekt von Benny eigentlich nicht das Etikett Tana Talk verdient, das in der Vergangenheit ja meistens für etwas besonderes stand, letztlich bin ich dafür aber zu wenig Fan seines Outputs, um darüber ernsthaft beleidigt zu sein. Für mich ist das hier am Ende vor allem ein weiterer Wegweiser in der Karriere des New Yorkers, der wieder einmal in eine andere Richtung zeigt als seine letzten Sachen (in diesem Fall in die Vergangenheit) und seine Diskografie auf dem okayen Niveau einpegelt, die ich von ihm inzwischen gewohnt bin. Wahrscheinlich hat das mittelfristig auch den Effekt, dass ich das hier ziemlich schnell vergessen werde, was ja eigentlich das Gegenteil des Plans war, spätestens in ein paar Monaten wird es aber sicherlich schon wieder neues Material geben und dann fängt die ganze Diskussion von vorne an. Wir kennen das ja inzwischen.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡⚫⚫⚫ 07/11

Persönliche Höhepunkte
Weekends in the Perry's | 10 More Commandments | Billy Joe | Guerrero

Nicht mein Fall
Tyson vs. Ali


Hat was von
Aesop Rock
Labor Days

Freddie Gibbs & Madlib
Piñata


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