Montag, 3. April 2017

Die richtige Antwort

Eigentlich würde ich sehr gerne große Freude darüber empfinden, dass ich jetzt endlich über das neue Album von Mastodon sprechen kann, denn es gibt eigentlich jede Menge Gründe dafür. Nicht nur finde ich, dass in letzter Zeit die Quantität an Metal-Besprechungen hier viel zu kurz gekommen ist und die letzte wirklich gute Genre-Platte die von Wiegedood im Februar war (hört sie euch an!!!), auch ist die Band aus Atlanta scheinbar bei vielen von euch sehr beliebt, was mich meistens noch zusätzlich anspornt und Bock auf eine anschließende Diskussion macht. Obendrein habe ich ebenfalls schon seit einer Weile gehofft, endlich einen Nachfolger zum fantastischen Once More Round the Sun zu bekommen, das ja mittlerweile auch schon drei Jahre auf dem Buckel hat. Dennoch muss ich sagen, dass Emperor of Sand in den letzten drei Monaten die Veröffentlichung war, auf die ich mich 2017 bisher am wenigsten gefreut habe. Zu langweilig und ausgelutscht waren die bisher erschienenen Singles und zu sehr entstand hier der Eindruck, dass Mastodon nach einem ihrer besten Alben überhaupt in einer stilistischen Sackgasse feststecken würden. Und die Debatte um die Marschrichtung der US-Amerikaner ist ja weißgott kein Novum. Schon seit dem polarisierenden the Hunter von 2011, das extrem progressiven Sound gegen einen eher Mainstream-kompatiblen Stadionrock-Groove austauschte, spalten sich Fans in diverse Lager. Die einen mögen die epischen Melodiebögen und den cleaneren Sound, die nächsten vermissen den technischen Anspruch von Platten wie Crack the Skye und wieder andere verkriechen sich mit ihrem Leviathan-Vinyl unter die Bettdecke und ignorieren alle neuen Impulse. Ich selbst stehe in diesem Streit noch immer etwas auf verlorenem Posten. Zwar war ich nach the Hunter damals auch erstmal mächtig sauer, doch mit dem bunten und schmissigen Once More Round the Sun verheilte der Schmerz auch wieder sehr gut. Und eigentlich mag ich viele der neuen Ideen mehr als die doch sehr stumpfen ersten Longplayer. Von Emperor of Sand versprach ich mir also vor allem Antworten. Und dass das Album diese nun endlich liefert, ist am Ende vielleicht seine beste Eigenschaft. Denn so ist es am Ende doch ganz schön spannend geworden, hier zuzuhören. Ich will nicht sagen, dass diese Platte nicht ihre schwachen Momente hätte (Jaguar God, eh!) ist und ihr Vorgänger war zweifelsohne ein Stückchen besser. Jedoch ist sie dafür, dass ich sie im Vorfeld so hasste, eine gern gesehene Überraschung geworden. Das Konzept, den neuen, rockigen Stil noch weiter zu pushen, geht im Kontext des Gesamtwerks unglaublich gut auf und vor allem die Performance der vier Musiker ist mal wieder zum Niederknien. Dabei rede ich im übrigen nicht nur von Bill Kellihers fetten Gitarren-Kaskaden, Brann Dailors energischen Drum-Gedonner und Troy Sanders' epischen Vocals, sondern vor allem von den vielen kleinen Extras, die die Band hier mit eingebaut hat. Synthesizer, Vocoder, Glockenspiele und diverse andere Sperenzchen sind auf fast jedem Song auf Emperor of Sand zu hören, was stellenweise schon ein ziemlich mutiger Move in Richtung Pop ist. Und die Tatsache, dass die Band noch mehr große Hooks schreibt, hier fast nur gesungen wird und niemand geringeres als Brendan O'Brien das Ding produziert hat, unterstreicht diese Tendenz noch einmal dick und fett. Dass Mastodon sich daran nun nicht mehr vergreifen, ist möglicherweise die Lektion, die sie aus the Hunter gelernt haben und wenigstens war die Platte damit am Ende doch zu was gut. Schlussendlich muss ich noch mal feststellen, wie geflasht ich selber bin, dass sich meine Meinung gegenüber diesem Album so schnell drehen könnte und dass ich endlich weiß, wie ich zu dieser Band im Jahr 2017 stehen soll. Jetzt muss ich auch keine Angst mehr haben, dass mir nach Veröffentlichung ein Mob stinkiger Mastodon-Fans die Kommentarspalte vollnölt. Es sei denn, ihr nehmt meinen Diss auf Leviathan irgendwie persönlich.





Persönliche Highlights: Sultan's Curse / Precious Stones / Roots Remain / Ancient Kingdom

Nicht mein Fall: Jaguar God

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