Samstag, 11. März 2023

Die Wochenschau (04.03.-10.03.): Slowthai, Yeat, Xiu Xiu, Young Nudy und und und...


 
 
 
 
 
FAKEAR
Talisman
Nowadays
 
Fakear - TalismanNachdem Yeahman und Bonobo in den letzten beiden Jahren ein bisschen einen Trend sehr gelungener Downtempo-Frühjahrsalben begründet haben, hat nun auch die neue Saison ein solches in Form dieser neuen LP von Fakear. Und die macht generell die gleichen Sachen gut und richtig, die auch schon die zwei eben genannten Akteure gut und richtig machten: Sehr organischer, folkloristisch angetüdelter Downtempo mit House-Elementen, der sehr atmosphärisch und sonnig klingt, zwischendurch aber auch für ein paar echte Hit-Momente zu haben ist. Und wie auch bei eben genannten Akteuren mag das ganze an manchen Stellen durchaus ein bisschen basic und reibungsarm sein, einmal im Jahr kann man das aber durchaus machen.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11





Heinali - Kyiv EternalHEINALI
Kyiv Eternal
Injazero


Es bin zurzeit immer wieder ziemlich beeindruckt und nicht selten auch ehrlich ergriffen, die Knospen künstlerischer Widerstandsarbeit zu sehen und zu hören, die während der letzten 12 Monate aus der erstaunlicherweise nach wie vor sehr aktiven Kiewer Szene nach Europa strömen und Kyiv Eternal ist bei weitem nicht das erste Projekt, das diesbezüglich meine Aufmerksamkeit einfordert. Als eine besondere Liebeserklärung des Komponisten und Klangkünstlers Oleg Shpudeiko an seine Heimatstadt ist es aber eine der ersten wirklich erstaunlichen Sachen, die ich dieses Jahr gehört habe und die die komplexen Gefühle des Kiewers zur Lage der Nation auf extrem spannende Weise kommuniziert. Schon letztes Jahr erschien von Shpudeiko eine Liveaufnahme aus einem Luftschutzbunker, die seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Krieg in seinem Land anstiftete, hier folgt nun wenige Monate später auch noch eine Art Hommage an seine Heimatstadt, die gleichzeitig auch ein eindrückliches Sound-Gemälde der dortigen Stimmung sein kann. Die meist konkret nach Orten in Kiew benannten Tracks bestehen aus unterkühlten Soundscapes und Field Recordings, die oftmals etwas unheimliches und auch leicht kaputtes haben und in denen definitiv eine gewisse Trauer und Angst mitschwebt. Gleichzeitig ist diese Platte aber nie pessimistisch oder erdrückend, sondern zum Teil sogar angenehm leicht und lässt darin eine gewisse Hoffnung erahnen, die auch mit der Liebe zur Stadt und ihren Menschen verbunden ist. Und obwohl dabei so gut wie alles instrumental bleibt, sagt Kyiv Eternal so doch eine ganze Menge über die Welt aus, in der dieser Künstler gerade lebt. Wobei es nicht nur ein emotional starkes Stück Musik ist, sondern auch ein verdammt gut umgesetztes und damit eines der definitiven Highlights des frühen Jahres.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11




YEAT
AftërLyfe
Geffen

Yeat - AftërlyfeIn vielen Belangen ein wesentlich stärkeres Gesamtergebnis als sein letztes Mixtape vom letzten Herbst, mit dem ich Yeat ein gewisses künstlerisches Wachstum nicht absprechen kann. Kompositorisch ein bisschen vielseitiger, klanglich definierter und gerade am Anfang mit starken Einzeltracks zeigt der Kalifornier hier erstmals so richtig, dass er dem ganzen Rage-Ding mit seinem Schaffen einen Spin mit eigenem Charakter verpassen kann und dabei auch Spaß macht. Größtes Problem bleibt leider noch, dass die Platte mit 22 Tracks und 67 Minuten einfach eine ganze Ecke zu lang ist und am Ende doch recht eindeutig ausdünnt. 

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡 07/11








Young Nudy - GumboYOUNG NUDY
Gumbo
RCA


Nachdem letzten Sommer noch das letzte Mixtape EA Monster für meine verspätete Entdeckung des Outputs von Young Nudy sorgte, folgt mit Gumbo nun direkt der Beweis dafür, dass sich diese auch mittelfristig gelohnt hat. In Form eines weiteren Albums, in dem der MC aus Atlanta mit seinem trockenen und hartkantigen Traprap-Sound werksübergreifend punkten kann. Viele Tracks auf der neuen LP beeindrucken mich dabei vor allem dadurch, wie herrlich abgebrüht und gechillt sowohl die Beats als auch Nudys Flow selbst sind und in Peaches & Eggplants gelingt außerdem das seltene Kunststück, ein ernsthaft starkes Feature von 21 Savage zu platzieren. Und obwohl die grundlegenden Tugenden dieses Künstlers dabei die gleichen bleiben (vibige Jams mit smoother Produktion und ohne großen Mumpitz) ist das Ergebnis in meinen Augen sogar nochmal ein kleines bisschen besser als beim letzten Mal. Wobei das schönste dabei vielleicht ist, dass sowas für mich inzwischen keine Überraschung mehr ist.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11




XIU XIU
Ignore Grief
Polyvinyl

Xiu Xiu - Ignore GriefNach dem für Xiu Xiu-Verhältnisse ungewöhnlich farbenfrohen und optimistischen letzten Album Oh No kehren die Grenzgänger aus Los Angeles hier wieder zurück zu ihrer typisch verkorksten Düsterhaftigkeit, die man auch schon von ihren älteren Sachen kennen könnte. Und obwohl die vorliegende LP dabei nichts verkehrt macht und auf bewährte Stärken zurückkommt, ist es doch eher ein funktionales Album für Xiu Xiu das niemanden erstaunen sollte, der diese Band hier nicht zum ersten Mal hört. Die Klangpalette findet irgendwo zwischen den Einstürzenden Neubauten, Scott Walker und Black Dresses statt und ist ästhetisch auf genau die richtige Weise träge und drückend. Kann man also durchaus machen, wird aber sicherlich auch niemandes Lieblingsalbum von dieser Gruppe.
 
🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11
 
 
 
 
slowthai - UGLYSLOWTHAI
Ugly
Method


Nachdem schon der Vorgänger Tyron ein bisschen Abstand von Slowthais klassischen UK-Rap-Wurzeln nahm und sich an R'n'B- und Emo-Einflüssen bediente, ist Album Nummer Drei des Briten erneut sein bisher vielseitigstes mit peppigen Rock-Crossovern, akustischen Balladen, souligen Gefühlsnummern und elektronisch verquickten Grime-Brettern. Wo das aber erstmal nach einer sehr aufregenden und experimentellen Platte klingt, finde ich es ehrlich gesagt angenehm, wie unkompliziert und pragmatisch Slowthai diese ganzen Stile zusammenbringt und am Ende eine LP macht, die vielleicht nicht mehr den Aha-Effekt seiner frühen Sachen hat, aber auf eine Weise auch stilistisch angekommen wirkt. Wenngleich dieser Typ also spätestens hier nicht mehr wirklich einer der spannendsten Figuren des britischen Hiphop ist, ist er insgesamt doch konsistener geworden. Und das ist mittelfristig wahrscheinlich eine ziemlich gute Sache.
 
🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11
 
 
 

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