Freitag, 31. März 2023

Die Wochenschau (25.03.-31.03.2023): Jpegmafia & Danny Brown, Lana del Rey, Black Country, New Road, Depeche Mode, Lil Pump und und und...


 
 
 
 
 
LIL PUMP
Lil Pump 2
Die-Ai-Wei

Lil Pump - Lil Pump 2Die konservative MAGA-Scheiße passt mir bei ihm ja nach wie vor nicht so, aber rein was das musikalische angeht, stehe ich zu Lil Pump und seinen neuen Sachen. Denn zum mittlerweile vierten Mal hintereinander macht der Rapper aus Florida hier ein Album, das in seiner Herangehensweise zwar alles andere als intelligent oder nuanciert ist, mit dem ich kompositorisch und klanglich aber echt einverstanden bin. Bratzig und ungehemmt wie eh und je bleibt Pump hier an dem roughen Sound-Entwurf dran, der schon Harverd Dropout und die 1.5-Kollabo mit Ronny J vom letzten Jahr so gut machten und ergänzt ihn hier und da um ein paar Crossover-Elemente. Das macht Lil Pump 2 zu seiner bisher vielfältigsten LP und stagniert auf einem guten Niveau, das ich von ihm mittlerweile gewohnt bin.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11





Emilíana Torrini & The Colorist Orchestra - Racing the StormEMÍLIANA TORRINI & THE COLORIST ORCHESTRA
Racing the Storm
Bella Union

2016 machten Emíliana Torrini und das belgische Colorist Orchestra schon einmal ein gemeinsames Album, auf dem sie alte Songs der Isländerin live neu bearbeiteten und das als solches ganz solide war. Dass sie ihre Zusammenarbeit hier ausgeweitet und nun gemeinsam auch neues Material geschrieben haben, macht die ganze Sache aber erst richtig interessant und resultiert hier in einem der besten Alben beider Acts. Torrini ist dabei auf die übliche Weise durch lebhafte Texte und Performance ein Hingucker, den ich in inzwischen sechs Jahren ohne neue Songs echt ein bisschen vermisst hatte, the Colorist ihrerseits kleiden ihre Songs mit einem wunderbar vielseitigen Instrumentarium aus, von dem der Gesamtklang immens profitiert. Für mich als alter Fan der Isländerin ist das hier also auf jeden Fall eine echt glorreiche Idee und fühlt sich an wie das Comeback, das sie nach so langer Zeit verdient hat.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11






Black Country, New Road - Live at Bush HallBLACK COUNTRY, NEW ROAD
Live at Bush Hall
Ninja Tune


Die erste Platte von Black Country, New Road ohne Isaac Wood und somit die Platte, mit der die Band so langsam eine Emanzipation von der Trennung ihres Frontmanns und Haupttexters beginnt. Und diese Metamorphose geschieht hier auch ganz bewusst. Mit einem Livealbum, das in meinen Augen eine spannende Balance zwischen Vergangenheit und Zukunft findet und vor allem viel Hoffnung auf letztere macht. Gespielt werden alte Songs, allerdings ausschließlich Non-Album-Tracks, die für diese Aufführungen auch eine gewisse Neubearbeitung erfahren haben, im wesentlichen durch die Änderung der Gesangsparts. Schön finde ich dabei, dass die Band die Rolle der Leadvocals hier zwischen allen Mitgliedern rotieren lässt und damit das Vermächtnis von Wood auf verschiedene Schultern verteilt und eben nicht eine bestimmte Person als direkten Nachfolger festlegt. Und es funktioniert auch deswegen so gut, weil alle ihren Job fantastisch machen. Die ausgewählten Stücke sind dann am Ende ebenfalls klasse und vor allem sehr vielfältig, was Live at Bush Hall im Moment vielleicht sogar zu meinem bisher liebsten Album der Londoner macht. Vor allem bringt es aber eine kribbelnde Spannung in die Zukunftsplanung dieser Gruppe, für die ich vorher eigentlich wenige gute Zeichen gesehen hatte. Dass Isaac also ausgestiegen ist heißt für mich, dass ich mich jetzt nochmal etwas mehr für diese Band interessiere und mit ihrer Weiterentwicklung mitfiebere. Und wer weiß, vielleicht komme ich ja mittelfristig auch noch so richtig auf den Geschmack.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11






JPEGMAFIA x Danny Brown - Scaring the HoesJPEGMAFIA
DANNY BROWN
Scaring the Hoes
AWAL


Den Ruf als eine Art Watch the Throne des Underground-Rap hatte Scaring the Hoes schon im Moment seiner ersten Ankündigung und ist vom Prestige her definitiv eines der wichtigeren Hiphop-Releases der laufenden Saison. Dass es bei mir trotzdem ein bisschen mit Bauchschmerzen verbunden war, hat vor allem damit zu tun, wie unstet mein Verhältnis zu beiden beteiligten Rappern in den vergangenen Jahren war. Wo ich bei Danny Brown zuletzt das Problem hatte, von seinem Output mehr und mehr gelangweilt zu sein und nicht wirklich viel daraus mitzunehmen, ist es bei Jpegmafia insofern quasi umgekehrt, dass ich mich in seinen Vibe erst langsam so richtig eingroove. Großes Potenzial sah ich in dieser Kollaboration trotzdem und hatte vor allem die Hoffnung, dass beide Künstler sich hier gegenseitig etwas befruchten. Was meines Erachtens auch genau das ist, was auf Scaring the Hoes passiert. Ahnbarerweise ein ziemlich trashiges und unerstes Projekt, sind diese 36 Minuten doch ein bisschen das beste aus beiden Welten dieser Acts, auf dem sie sich fantastisch die Klinke in die Hand geben. Zwar liegt es auch in ebenjener ungestümen Natur des Projekts begründet, dass es eben kein Meisterwerk ist, sondern nur eine ziemlich gute LP, im Grunde trägt das aber nur zu ihrem sympathischen Eindruck bei. Und macht die Aussicht, dass es in unbestimmter Zukunft noch einen zweiten Teil geben könnte, zu einer ziemlichen Verheißung.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11



Lana Del Rey - Did you know that there's a tunnel under Ocean BlvdLANA DEL REY
Did You Know That There's A Tunnel Under Ocean Blvd
Interscope


Es war für mich ein schwieriges Herankommen an das neue Album von Lana del Rey mit vielen Zweifeln und Fragezeichen und so richtig ist das letzte Wort auch hier noch nicht gesprochen. Doch kann ich im Moment zumindest sagen, dass es ihre starke Phase der letzten Jahre meiner Meinung nach fortführt. Obwohl ich am Anfang einen ziemlich desaströsen Eindruck von der ganzen Sache hatte und eigentlich dachte, Lana wäre hier in alte Muster zurück verfallen. Auf diesem fast anderthalbstündigen Werkstück mit vielen sehr langatmigen, monotonen und weirden Tracks kamen bei mir zunächst böse Erinnerungen an das in meinen Augen noch immer völlig überbewertete und schnrachlangweilige Norman Fucking Rockwell hoch und es brauchte eine eingehende Beschäftigung mit dem Material, um mich doch noch dafür zu erwärmen. Hilfreich waren dabei vor allem Lanas ziemlich beeindruckende Leistung als Sängerin sowie die übergreifende Thematik des Alterns und der Progression von Sexualität, die sie hier spinnt, wobei ich noch immer sagen würde, dass ihr Job als Lyrikerin kein überragender ist. Viel eher fasziniert mich Ocean Blvd dadurch, wie es der Sängerin hier gelingt, zu einer dieser Songwriterinnen zu werden, die keinen großen Zinnober für starke Kompositionen brauchen und die auch aus zehn konsekutiven Klavierballaden Spannung herausholen können. Die vielen Interludes und Features auf der Platte tragen dabei nicht zwingend viel bei, stören aber auch nicht wirklich und dass es ulkige Nummern wie A&W oder Taco Truck x VB gibt, sorgt zumindest für Abwechslung. Und obwohl es sein kann, dass mein momentan stabiler Eindruck von dieser LP mittelfristig ins Wanken gerät, ist das hier doch allemal ein Album, das mich zum nachdenken bringt und mich nachhaltig beschäftigt. Was erfahrungsgemäß dafür spricht, dass Lana hier an etwas dran ist. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, an was eigentlich.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11





Depeche Mode - Memento moriDEPECHE MODE
Memento Mori
Columbia


Das erste Depeche Mode-Album seit nunmehr sechs Jahren ist in erster Linie als letzte Ehre für den erst kürzlich verstorbenen Andy Fletcher eine wichtige Sache und zeigt die beiden verbliebenen Mitglieder Dave Gahan und Martin Gore in innerer Einkehr und musikalischem Trauerflor, zu der der bittersüße Goth-Sound ihrer neueren Platten ja an sich auch sehr gut passt. Und wo ich ob der menschelnden Atmosphäre und der schweren Thematik eigentlich gerne sagen würde, dass sie damit auch gute Musik machen, fügt sich Memento Mori musikalisch leider in die Serie ziemlich unschöner Werke ein, die die Briten nun schon fast eine Dekade lang machen. Kompositorisch ausgebrannt, klanglich gelähmt und mit einem immer langweiliger klingenden Dave Gahan am Mikro tun Depeche Mode hier ihr bestes, kommen aber nicht über ein in den besten Momenten unspektakuläres und in den schlechtesten awkwardes Albumerlebnis heraus. Ich schätze hier am Ende also die Geste, kann mich für die Umsetzung aber so gar nicht erwärmen. Und mit einem Mitglied weniger verliere ich auch mehr und mehr die Hoffnung, dass das bei ihnen irgendwann nochmal besser wird.

🔴🔴🔴🟠⚫⚫⚫⚫ 04/11




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