Freitag, 1. Dezember 2017

Zehn Songs: November 2017 (Dyse, Electric Wizard, Kimbra, A$ap Ferg, Kanye und und und)

KIMBRA
Top of the World
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Die Neuseeländerin Kimbra war für mich bisher immer nur diejenige, die damals auf Somebody That I Used to Know von Gotye (remember?) den Part hatte, an den sich niemand mehr erinnert. Seitdem war sie irgendwie von meinem Radar verschwunden, weshalb ihre neue Single Top of the World für mich ganz persönlich ihr glorreiches Comeback ist. Der Song ist irgendwie ein Banger, aber beinhaltet nach wie vor die sehr skelettale, tribalistische Ästhetik, die sie schon vor fünf Jahren hatte. Und die Mischung aus beidem ist ein Popsong, der in meinen Augen so raumgreifend und bombastisch ist wie noch nichts, was sie vorher gemacht hat. In Sachen Songs, die nächstes Jahr hoffentlich nochmal in die Charts kommen definitiv ein heißer Anwärter von meiner Seite.

DJ PREMIER feat. A$AP FERG
Our Streets
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Dieser Track ist wahrscheinlich hauptsächlich auf dieser Liste, weil ich ihn für Hiphop 2017 ziemlich mutig finde. Von beiden Künstlern, die daran beteiligt sind. Bei DJ Premier, einem der Veteranen der goldenen Ära des Neunziger-Rap deshalb, weil er sich mit A$ap Ferg hier nicht nur einen krassen Exzentriker, sondern auch einen prominenten Trap-MC auf die Platte holt und von Ferg selbst, weil er es sich zutraut, über einen klassischen Boombap-Beat zu performen. Das Ergebnis dabei ist jedoch optimal und auch wenn einer von beiden sich immer ein bisschen hinbiegen muss, kommt am Ende ein ziemlich guter Track dabei rum. Und wenn das hinhaut, sind alle dämlichen Oldschool-vs.-New School-Debatten vollkommen überflüssig. Bitte mehr davon!

ELECTRIC WIZARD
Mourning of the Magicians
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Dass das neue Album von Electric Wizard ein bisschen psychedelischer und bunter ist als sonst, ist auf jeden Fall eine ziemlich gute Sache. Doch die beste Sache an dem Ding ist trotzdem, dass es mit Mourning of the Magicians am Ende nochmal einen richtig fetten, zähen Doom-Brocken zu hören gibt. Mit knapp elfeinhalb Minuten bringt der Track ordentlich was auf die Waage und er wäre nicht von dieser Band, würden diese nicht jede Sekunde davon auskosten. In diesem Fall heißt das natürlich, dass sich ein bleischweres Riff im Schneckentempo über die komplette Dauer durch das Stück walzt und dabei verbrannte Erde zurücklässt. Metaphorisch gesprochen. Und wegen solcher Bretter hört man eben auch 2017 noch Electric Wizard, meine Damen und Herren!

STATIK SELEKTAH feat. RUN THE JEWELS
Put Jewels On It
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Das großartigste an diesem Song ist natürlich die Doppelbödigkeit seines Titels, aber dass sich dahinter kein musikalisches Vakuum befindet, ist natürlich auch nicht übel. Dieser Track ist nicht das erste Mal, dass Killer Mike und El-P über Beats eines fremden Producers performen und in den meisten Fällen enden diese Kollaborationen gut. Die mit Statik Slektah würde ich dennoch als eine besonders gelungene bezeichnen, da sie einfach ziemliches Rap-Gold ist. Die Jewels ballern Punchlines noch und nöcher, geben sich lyrisch die Klinke in die Hand und der Beat, den der Selektah dazu schneidert ist vielleicht simpel, aber irgendwie zeitlos. Und letzteres ist ein prädikat, dass ich echt sehr wenigen Hiphop-Nummern zusprechen würde.

D.R.A.M.
Check Ya Fabrics
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Im Gegensatz zum sehr traditionellen, coolen Put Jewels On It ist dieser Song sicherlich einer der verrücktesten Rap-Tracks des Jahres 2017 und das in vielerlei Hinsicht. Zunächst finde ich es extrem aufregend, dass jemand wie D.R.A.M. hier mit einer Koriphäe wie Rick Rubin zusammenarbeitet, allerdings ist es auch ziemlich seltsam, was dieser mit ihm anstellt. Über die komplette Länge des Stücks hier ist die Stimme des MCs eigenartig gepitcht, was ihn in Kombination mit dem sehr chaotischen Flow hier krass nach Kendrick Lamar klingen lässt, außerdem ist auch der Beat ziemlich abstrakt, was das ganze irgendwie noch schlimmer macht. Schaden nimmt Check Ya Fabrics daran allerdings nicht, er wird eher noch besser. Für mich ist das hier vielleicht sogar einer der besten Songs von D.R.A.M. überhaupt.

ARMAND HAMMER
Pakistani Brain

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Das neue Album von Armand Hammer ist nicht ganz so mein Fall wie mein Vorgänger, doch einige sehr gute Songs findet man darauf trotzdem. Mein persönliches Highlight darunter ist der Opener des Albums, Pakistani Brain, der mir den perfekten Einstieg in die Platte gibt. Er ist nicht ganz so finster wie das, was danach kommt, aber ist definitiv trotzdem schon harter Stoff und wettert direkt mit Zeilen über russische Hacker und Robert Mugabe los. Das coolste daran ist jedoch, wie Elucid und Billy Woods hier um den Beat herum flowen und sich gegenseitig lyrisch umtanzen. Nur bei wenigen MCs habe ich das in dieser Vollendung bisher erlebt und es zeugt davon, dass die künstlerische Chemie zwischen diesen beiden nach wie vor einzigartig ist.

MIGUEL
Told You So
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Mit Miguel ist es diesen Monat ein bisschen so ähnlich wie mit Kimbra, insofern dass ich seine Musik vorher eher peripher mitbekam und es jetzt plötzlich einen hammermäßigen neuen Song von ihm gibt. Told You So ist ebenso wie Top of the World ein Riesenhit, der ein bisschen an the Weeknd erinnert und dabei mindestens genau so eine fette Hook hat wie dessen Can't Feel My Face. Etwas komisch finde ich, dass es wohl eine versteckte politische Dimension hier geben soll, die mir allerdings nicht wirklich auffällt und im Anbetracht des tanzbaren Party-Charakters des Songs auch etwas unangebracht scheint. Wenn man allerdings danach geht, ob der Track gut ist, dann kann einem das ziemlich egal sein, denn in dieser Hinsicht liegert Miguel sowas von ab.

CYHI DA PRINCE feat. KANYE WEST
Dat Side
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Und noch ein Banger. Diesmal von Cyhi da Prince, dem ehemaligen Padavan des großen Kanye West, der inzwischen ganz gut auf eigenen Füßen steht und Yeezy noch einmal für ein Feature einlädt. Und auch wenn die letzte Zusammenarbeit der beiden Auf Yeezus mir nicht ganz so zusagte, ist diese hier umso besser. Die beiden MCs ergänzen sich perfekt, übertreffen sich gegenseitig mit geilen Lines und geben ihr absolut bestes. Man kann erahnen, dass dieser Part gerade für Kanye nicht einfach nur ein Feature-Job ist, sondern dass er das mit Leidenschaft tut. Und auch Cyhi ist hier auf einem Level, auf dem ich ihn lange nicht erlebt habe. Wenn man diesen Song so hört, vermisst man die dauerhafte Zusammenarbeit der beiden schon ein bisschen. Aber dass sie weiterziehen, ist mindestens genauso wichtig und gut.

DŸSE
Bonzengulasch
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Nachdem Dyse 2014 mit Das Nation das meiner Meinung nach erste Avantgarde-Album der Welt ohne Avantgarde gemacht haben, überraschen sie mit ihrer seitdem ersten Single wieder ein bisschen. Zwar geht Bonzengulasch rein instrumental wieder mehr in die Stoner-/Sludge-Richtung, aus der man sie kennt, doch aus irgendeinem Grund erinnern mich die beiden hier auch an Rapper. Keine Ahnung wieso. Ist aber auch egal, denn der Song ist gut und repräsentiert trotz aller Hiphoppigkeit (?!) wieder die besten Tugenden der Berliner, inklusive Mitgröhl-Refrain, cool vertracktem Rhythmusgeklimper, Falsettgesang und genereller Coolness. Die Musik von Dyse Stand 2017 macht immer noch Bock und solange das unterm Strich stehen bleibt, ist es wurscht, was sie da eigentlich machen.

YUNG LEAN
Agony
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Eine Klavierballade von Yung Lean? Na Prost Mahlzeit! Aber so absurd, wie das zunächst scheint, ist es eigentlich gar nicht mal. Schließlich hat sich der Schwede innerhalb seines eigenen Cloudrap-Kosmos bereits mehrmals als durchaus wandlungsfähiger Künstler bewiesen und vor allem sein neues Album ist in dieser Hinsicht ein Hingucker. Außerdem hat dieser Typ auch eine Punkband, also was soll die scheiße? Klar kann Yung Lean eine Klavierballade schreiben und auf eine naive und grobschlächtige Art und Weise ist diese sogar ziemlich gut. Auf jeden Fall gibt sie als Closer von Stranger der Platte noch einmal einen schönen Twist am Ende der zeigt, wie cool dieser Musiker eigentlich ist. Bitte auch davon mehr!

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