Sonntag, 17. Dezember 2017

Überfressen

Rekapitulieren wir kurz: Saturation III ist, wie der Name schon sagt, das nunmehr dritte und letzte Album der Saturation-Reihe von Brockhampton und darüber hinaus auch das dritte Album, das das Kollektiv aus Texas in diesem Jahr veröffentlicht. In der gesamten Hiphop-Community ist die Crew mit diesem mordsmäßigen Output 2017 ein ziemliches Thema gewesen, wobei ich davon bisher eher quantitativ als qualitativ beeindruckt war. Zu Ende dieser Saison und nach zwei üppigen Longplayern ist es deshalb nur logisch, dass ich im Vorfeld dieser Platte nur wenig Bock auf noch mehr von dieser Bande hatte. Brockhampton hatten ihren Einstand gesetzt, gezeigt, dass sie gute Musik schreiben und ein künstlerisches Konzept durchziehen können, aber mit Saturation III setzte bei mir ein kleines bisschen die Übersättigung ein (Nur Hardcore-Nerds verstehen den Wortwitz). Drei Alben in einem Jahr sind cool und so, aber irgendwann muss auch mal gut sein. Vor allem dann, wenn die Unterschiede zwischen den einzelnen Tonträgern nicht wirklich signifikant sind. Zwar wird schon deutlich, dass I im Juni das eher gemächliche R'n'B-Ding war, II die fetten Hiphop-Banger hatte und diese hier jetzt so etwas wie die hedonistische Party-LP sein soll, aber mehr als Nuancen eines typischen Stils sind das alles nicht. Saturation III zeigt Brockhampton so, wie man sie schon von den beiden vorherigen Platten kennt: soulig, aufgedreht, frisch und mit den Zehenspitzen tief in der Rap-Tradition der Neunziger. Wenn man diese Sachen schon vorher genial fand, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man genau das hier auch genial findet, nach wie vor sehr hoch. Es ist tatsächlich überraschend, wie wenig sich die Ästhetik dieser Crew nach zwei quasi identisch klingenden Alben abnutzt. Und wenn man hören will, wie die Texaner ihre eierlegende Wollmilchsau namens Saturation noch weiter mit viel Kreativität melken, wird man hier definitiv fündig. Für jemanden wie mich allerdings, der die letzten beiden Scheiben nur ziemlich gut fand, stagnieren Brockhampton hier auch nur noch. Nach dem bombastisch-erdigen zweiten Album ist das ganze vielleicht sogar ein leichter qualitativer Abfall. Die Ideen stimmen nach wie vor, aber nach zwei LPs davon hätte ich mir hier einen etwas verrückteren und riskanteren Ansatz gewünscht. Was hier passiert ist durchaus genauso gut wie das Zeug auf den letzten Platten, aber im Moment leider nicht ansatzweise so spannend. Brockhampton sind eben nicht King Gizzard, die in einem Jahr noch zwei Longplayer mehr machen, aber dafür auch jedes Mal etwas komplett anderes, sodass man zwangsläufig neugierig bleibt. Es ist sicherlich ein momentanes Phänomen, das mich jetzt gerade an diesem Album stört und das in wenigen Monaten völlig irrelevant sein wird, aber zu meiner aktuellen Auffassung gehört es irgendwie dazu. Und auch ganz unabhängig davon betrachtet muss ich sagen, dass Saturation III mir von allen drei Teilen der unliebste und schwächste ist. Aber wie gesagt, das sind alles nur Nuancen. Vor allem bin ich froh, dass mit diesem Zirkus jetzt erstmal Schluss ist und auch wenn Brockhampton die nächste Platte für 2018 bereits jetzt angekündigt haben, wird es wenigstens aller Voraussicht nach nicht Saturation IV sein. Das ist immerhin schon mal was.





Persönliche Highlights: Johnny / Stupid / Alaska / Stains / Team

Nicht mein Fall: Liquid / Sister/Nation

CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen