Freitag, 15. Dezember 2017

Aber es könnte schöner sein...

Ich mache in diesem Moment gerade etwas, wovon ich bisher immer sehr deutlich Abstand genommen habe und das ist, über ein und dieselbe Platte zweimal zu schreiben. Zumindest ein bisschen. Das erste Mal, dass ich Saturation II thematisierte, war nämlich bereits im August in meiner Liste von Schnelldurchläufen, wo ich mich um eine vernünftige Besprechung herumdrückte. Brockhampton waren zu diesem Zeitpunkt schon so fame, dass es zwar unmöglich war, sie zu ignorieren, ich jedoch auch nicht quer in ihre Diskografie einsteigen und ihr gerade mal zwei Monate altes Debüt komplett übergehen wollte. Und jetzt, wo ich dieses auch schon ausführlich auseinander genommen habe, wollte ich diese Aufmerksamkeit natürlich auch dem zweiten Teil angedeihen lassen, meinem bisherigen Lieblingsalbum der Texaner. Dort, wo Saturation die softe Einführung in den Stil des Kollektivs war, der mir persöblich noch etwas zu zahm war, kam mit Part Zwei im August die LP, auf der Brockhampton so richtig loslegen. Das, was an Bangern auf der ersten fehlte, machen sie mit einem Riesenhit nach dem anderen wieder Wett, auf denen MCs wie Producer auf Hochdruck arbeiten. So gut wie jeder Song hier hat eine großartige Hook, die auch ordentlich ballert und was die Rap-Parts angeht, so schafft es die Crew hier, die Kontraste untereinander wesentlich besser herauszuarbeiten. Ergebnisse sind dann so fantastische Nummern wie Gummy, Teeth, Sweet oder Junky, die Brockhampton nun als Projekt präsentieren, das auch Action machen kann. Mit Material wie diesem ist es nicht verwunderlich, dass es Saturation II war, bei dessen Veröffentlichung auch die letzten auf die Texaner aufmerksam wurden. Diese Wirkung entsteht aber nicht zuletzt auch dadurch, dass wir es hier eher mit einem Single-Album zu tun haben als mit einem wirklich konsistenten Gesamtwerk. Wenn es etwas gibt, das der erste Teil deutlich besser machte, dann war es das Zusammenbringen der Tracks in einen kontinuierlichen Flow, der über 50 Minuten trug. Hier erlebt man eher eine sehr willkürliche Folge von Songs, die zwar an sich besser sind, aber auch kein bisschen zusammenhängen. Das macht Saturation II immer noch zum cooleren Album und ich kann mir auch vorstellen, dass diese Veränderung mit Absicht geschieht, doch in gewisser Weise ist es schon ein Rückschritt. Vor allem, wenn man merkt, wie weniger gute Stücke wie Swamp oder Gamba in jenem Nicht-Kontext komplett untergehen. Ich sage das, weil diese Platte damit auch nur kurz davor ist, die "wirklich geile" LP von Brockhampton zu sein, es aber immer noch nicht ist. Sie ist die mit den coolen Songs, den breiten Hooks und den charismatischen Flows, aber hat als solche den Charakter einer beliebigen Best-Of-Compilation. Die Frage, die sich nun im Dezember 2017 stellt ist, ob die Crew es auf dem dritten und letzten Teil von Saturation hinbekommt, beide Ästhetiken so zu kombinieren, dass ein wirklich ansprechendes Album dabei herauskommt? Denn wäre das der Fall, wäre das unter Garantie ein riesiges Highlight. Wie schon gesagt: Brockhampton können das große Hiphop-Kollektiv sein, dass zurzeit alle heraufbeschwören, sie müssen nur an ihrer Chancenverwertung arbeiten. Dann können sie auch bei mir absahnen.





Persönliche Highlights: Gummy / Queer / Jello / Teeth / Tokyo / Jesus / Chick / Junky / Sweet / Sunny / Summer

Nicht mein Fall: Swamp / Gamba

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