Mittwoch, 4. Januar 2023

2023 : 10 Alben, auf die ich im neuen Jahr gespannt bin

Wie auch in den letzten Jahren schon geschehen, ist es mir auch in dieser Saison wieder ein Bedürfnis, am Anfang der selbigen mal auf die Dinge zu blicken, die uns erwarten werden und ein paar Releases auszusondern, die mich dabei besonders interessieren. Da dieses Prozedere in den vergangenen Jahren allerdings immer komplizierter wurde und der Post dazu immer länger und unübersichtlicher, habe ich mir diesmal überlegt, das ganze ein wenig zu strecken und vor allem zwei Punkte in den Fokus zu setzen. Teil Eins wird dabei dieser Artikel sein, in dem ich zehn bereits angekündigte Platten hervorhebe, auf die ich mich besonders freue, Teil Zwei eine Art Wunschzettel für Projekte von Künstler*innen, auf die ich 2023 gespannt wäre. Die Art und Weise meiner Vorschau bleibt also mehr oder weniger gleich, wird nur in erträglichere Häppchen aufgeteilt. Hoffentlich mit dem Effekt, dass ich mir dabei ein bisschen Arbeit spare und ihr ein paar spannende Anregungen bekommt.












Nummer 01:
TIMBER TIMBRE
Loveage
Release voraussichtlich im Januar
Seit mittlerweile fünf Jahren habe ich den Namen Timber Timbre auf der Liste der Künstler*innen stehen, von denen ich auf neue Projekte hoffe und dass es nun endlich so weit sein soll, erfüllt mich doch mit großer Vorfreude. Immerhin hatte die Band aus Toronto mit ihrem schmucken Western- und Kammerpop-Sound während der gesamten Zwotausendzehner einen Wahnsinns-Lauf an großartigen Alben und besonders ihr letztes, Sincerely, Future Pollution von 2017, habe ich in lebhafter Erinnerung. Was eine halbe Dekade später noch von dieser Ästhetik übrig ist und ob Timber Timbre in der Zeit dazwischen vielleicht ganz neue Tricks gelernt haben, wird sich also bald zeigen.



Nummer 02:
KELELA
Raven
Release: 10. Februar
Das Debüt von Kelela im Oktober 2017 gehörte für mich nicht so sehr zu den damaligen Highlights des R'n'B-Jahres wie für viele Andere und für die längste Zeit danach musste die Musik der Künstlerin aus Washington hier als Sündenbock für diverse Verfehlungen aus der experimentelleren Schiene dieser Stilrichtung hinhalten, gerade deshalb bin ich auf die zweite LP dieser Frau aber auch so gespannt. Denn dass Kelela Talent hatte, ließ sich auf besagtem Album trotz aller Unzulänglichkeiten feststellen und mit nunmehr fünfeinhalb Jahren Entwicklingszeit, in der es kaum etwas neues von ihr zu hören gab, ist auch einfach die Neugier groß, was sich in dieser Zeit musikalisch entwickelt hat.



Nummer 03:
HENDRIK OTREMBA
Riskantes Manöver
Release: 31. März
Hendrik Otremba ist wohl einer der wenigen Leute im Business Popmusik, bei denen das Romandebüt schon vor dem ersten Soloalbum kam, als Sänger der Gruppe Messer hat der Münsteraner aber auch in musikalischer Hinsicht Eindrücke hinterlassen. Da deren Output in den letzten Jahren aber zunehmend zahm wurde und weniges an Überraschungen zu bieten hatte, ist ein Erstlingswerk von ihm jetzt vielleicht genau das Richtige. Denn wo die Band seinen poetischen Trieb notwendigerweise immer etwas limitierte, könnte eine LP von ihm allein ebendiesen Ideen nun viel Platz bieten und zu einem Erlebnis werden, das endlich mal wieder ein bisschen kauzig und schräg wird. Wobei die Aussicht, dass genau das auch der größte Fallstrick für besagtes Projekt werden könnte, das ganze erst richtig interessant macht.



Nummer 04:
METALLICA
72 Seasons
Release: 14. April
Es ist ja jedes Mal ein bisschen die gleiche leidige Frage mit Metallica, die seit Beginn des neuen Jahrtausends eigentlich auch nur zwei Antworten kennt: Wie wird das neue Album - auch in diesem Fall mal wieder das erste seit fünf oder mehr Jahren - wohl aussehen? Werden Lars Ulrich und die Jungs wieder Künstler sein wollen und ihre gesamte Anhänger*innenschaft mit einem spannenden, aber notorisch verhassten Projekt vor den Bug fahren? Oder gibt es billigen Fanservice, der das Publikum ruhig stellt, aber auch in der gleichen dummen Testosteron-Pose verharrt wie schon Death Magnetic und Hardwired in der jüngeren Vergangenheit? Die Leadsingle Lux Æterna lässt eher letzteres vermuten, ist aber auch einer der fettesten Brecher, den die Band seit etlichen Jahren gemacht hat. Vielleicht wird 72 Seasons also wirklich das fantastische Retro-Album, das ich immer nicht für möglich halte, das aber anscheinend alle wollen. In vier Monaten sind wir schlauer.



Nummer 05:
GORILLAZ
Cracker Island
Release:24. Februar
Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass mich neues Material der Gorillaz nach den Totalausfällen von Humanz und Song Machine nochmal ernsthaft interessieren würden und nur fürs Protokoll: Skeptisch bin ich immer noch. Nur sind die beiden Singles, die für die neue Platte bereits im alten Jahr erschienen sind, sicherlich die stärksten des Kollektivs seit Hallelujah Money-Zeiten und hinter dem Projekt an sich anscheinend auch wieder etwas mehr Substanz als zuletzt. Damon Albarn wirkt als Koordinator und Sänger zumindest wieder halbwegs anwesend und die ausgesuchten Features (bis dato: Tame Impala, Thundercat und Boogie Brown) scheinen nicht nur ihrer Prominenz wegen eingeladen worden zu sein, sondern weil sie in die Songs passen. Die Daumen für Cracker Island sind also gedrückt. Zum ersten Mal seit einer ganzen Weile.



Nummer 06:
THE SMASHING PUMPKINS
ATUM: A Rock Opera in Three Acts
Release: 31. Januar
Der erste Akt der neuen Rockoper der Smashing Pumpkins erschien ja bereits im November und obwohl es nicht das erste Mal wäre, dass Billy Corgan in Folge dessen ein Projekt dieser Art nicht konsequent weiterführt, will ich in diesem Fall doch warten, bis das ganze Ding da ist. Denn enttäuscht haben mich die letzten Jahre mit dieser Band definitiv nicht und allein die Aussicht auf eine Platte, die wieder Mellon Collie-Dimensionen annehmen könnte, hat etwas becircendes an sich. Natürlich könnte das auch der Punkt sein, an dem die Pumpkins sich wieder verbeißen und in die nächste Krise stürzen, aber auch das sind wir ja mittlerweile gewohnt. Spannend wird es also so oder so.



Nummer 07:
PARANNOUL
After the Magic
Release voraussichtlich im Januar
Nach der mittelgroßen Sensation, die To See the Next Part of the Dream vor zwei Jahren war, haben Parannoul ihre neu gefundene Internetprominenz vor allem dafür genutzt, auf jede erdenkliche Weise ihre bucklige Bandcamp-Verwandtschaft zu supporten und mit ihnen allerhand Splits zu veröffentlichen, die auch gar nicht übel waren. Unterm Strich stand dabei aber immer die Feststellung, dass sie die deutlich talentiertere Band waren und ich nicht länger auf den offiziellen Nachfolger zum Durchbruch warten wollte. Insofern also zumindest gutes Marketing. Wobei sich auf After the Magic auch deutliche klangliche Veränderungen ankündigen, die vor allem in die Richtung weniger Gitarren und sauberere Produktion gehen. Wann das Album dann eigentlich kommt, ist indes noch nicht wirklich klar und ein Teil von mir glaubt auch, dass es wohl noch länger dauert als ein paar Wochen. Geduld haben wir von Parannoul aber ja inzwischen gelernt, also sollte das jetzt auch kein Drama mehr sein.



Nummer 08:
WILLIAM RYAN FRITCH
Polarity
Release: 06. Januar
Die Verschiebung dieser LP von Mitte Dezember auf Anfang Januar gibt mir an dieser Stelle nochmal die Möglichkeit, die Werbetrommel für das neueste Werk des William Ryan Fritch zu schlagen, der für mich seit etlichen Jahren immer wieder ein spannender Künstler ist. Sein letztes Album the Letdown (wenn man Soundtracks und Arbeiten unter Pseudonymen nicht mitzählt) war 2020 unter meinen zehn liebsten Platten der Saison und auch diese hier scheint wieder spannend zu werden. Mit einem Konzept über den Klimawandel in der Arktisregion sucht Fritch seine Inspirationen diesmal vor allem in elektronischem Ambient und Drone, womit er auch klanglich mal wieder Neuland betritt. Meine Empfehlung gilt also bereits an dieser Stelle, zumal fünfzig Prozent der Einnahmen dieser Platte an Betroffene Communitys vor Ort gespendet werden.



Nummer 09:
LITURGY
93696
Release: 24. März
Es gibt keine Platte von Liturgy in den letzten zehn Jahren, die nicht spannend war und nicht komplett das Bild umkrämpelte, was ich bis zu jenem Zeitpunkt von dieser Band hatte. Sich auf dieses hier zu freuen, sollte also selbstverständlich sein. Und damit ist im Prinzip auch alles gesagt.



Nummer 10:
IGGY POP
Every Loser
Release: 06. Januar
Das letzte Album von Iggy war eine Katastrophe, das davor eine positive Überraschung und seine Kollaboration mit Underworld zwischendrin eine Brise frischen Windes, die ich so nicht erwartet hätte. Was alle diese Releases gemeinsam haben ist, dass dieser Typ auch in der siebten Dekade seiner musikalischen Aktivität noch immer eine musikalische Wundertüte ist, der ich grundsätzlich alles zutraue. Wobei ich persönlich die Hoffnung habe, dass sein erstes Album der Zwotausendzwanziger wieder eines der positiveren Erlebnisse wird. Denn von denen hatten wir jetzt eine Weile schon keine mehr.



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