Dienstag, 10. Mai 2022

I Never Hated You

FUTURE
I Never Liked You
Epic | Freebandz
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ routiniert | fresh | abgebrüht ]

Es wirkt fast ein bisschen so, als hätte Future gewollt, dass man sich hier über ihn lustig macht. Das dämliche Artwork mit der Schlafmaske (Stichwort schnarchig) und noch dazu ein Titel wie dieser: Es scheint so, als lieferte uns der Rapper aus Atlanta hier schon mit der Aufmachung seines neuen Longplayers die Steilvorlagen, um die üblichen Kritikpunkte an ihm selbstreferenziell zu verballhornen. Wobei ich an und für sich schon einer derjenigen wäre, die erfahrungsgemäß dazu tendieren, diese auch entsprechend zu nutzen, ist doch meine Vergangenheit mit dem Output von Future nicht eben von großen Lobeshymnen gepflastert. Und gerade wann man sich die Sachen ansieht, die von seiner Seite direkt vor der zweijährigen Pause kamen, die I Never Liked You jetzt beendet, war es mit Begeisterung bei mir eher nicht weit her. Dass ich seinem mutmaßlichen Hatebaiting hier auf dem Leim gehe, bedeutet das aber keineswegs. Und wenn ich ehrlich bin, ist das hier sogar mal wieder eine der besseren Platten seiner jüngeren Diskografie geworden, die für mich zumindest im oberen Mittelfeld seines Katalogs rangiert. Was im Klartext heißt, dass sie zwar schon irgendwie das übliche Future-Problem hat, dass ihre anberaumte Streamrolling-Taktik nur bedingt funktioniert und es hier schon erhebliche Längen gibt (gerade bei einer Tracklist von wuchtigen 22 Songs in 65 Minuten), hier im Vergleich zum Vorgänger aber wenigstens mal wieder ein bisschen das Tempo angezogen wird und ein paar echte Banger mitgeliefert werden, die dieser Typ am jetzigen Punkt seiner Karriere auch dringend nötig hat. Wobei der erste Paukenschlag dabei gleich im Opener 712 PM erfolgt, der definitiv jede Menge positive Zugkraft in diese LP einbringt und gemeinsam mit dem Nachfolgenden I'm Dat N🙊🙊🙊🙊 auch immens wichtig ist, da sich der erste Teil der Platte danach erstmal als ziemliche Geduldsprobe herausstellt. Obwohl dabei in Songs wie Keep It Burnin und For A Nut mit Kanye West, Young Thug und Gunna gleich am Anfang die richtig fetten Gästelistenplätze rausgeballert werden, bringen diese erstmal nicht viel, da ihnen songwriterisch einfach die starke Basis fehlt. Und ein bisschen habe ich bei ihnen auch das Gefühl, dass sie nur der hochkarätigen Features wegen so weit vorne in der Tracklist sind, wo sie musikalisch doch eher als Deep Cuts angelegt scheinen. Wobei auch diese letztlich an vielen Punkten deutlich besser sind als die angeblichen Showstopper der LP und gerade im Mittelteil nochmal richtig zeigen, wie kreativ und arschcool dieser Future noch immer sein kann. Sei das in Form des herrlich oldschoolig-südstaatigen Massaging Me, der fantastisch gemachten Beats von Chickens und We Jus Wanna Get High oder den souligen Parts in Wait for U und Voodoo: Hier macht der Rapper einen Song nach dem anderen, die mich nach der langen Ausfallzeit wieder krass von ihm überzeugen können und auf denen er mich in den besten Momenten wieder an seine besten Zeiten auf the Wizrd oder What A Time to Be Alive erinnert. Letzteres vielleicht auch ein bisschen deswegen, weil auf gleich zwei Songs hier Aubrey Graham vorbeischaut und Future sich zudem ein bisschen dessen stimmliches Timbre angewöhnt hat. Im Gegensatz zu einigen dieser früheren Platten, die eben vor allem aufgrund ihres kohärenten Vibes cool waren, kann man hier definitiv sagen, dass sie nicht wenige dieser Songs auch als Einzeltracks ziemliche Gassenhauer sind und für sich überzeugen. Wäre es dabei nicht um einige echte Durststrecken am Anfang und Ende würde das I Never Liked You zu einem der stärksten Future-Alben machen, die ich je gehört habe. So ist es zwar immer noch sehr ordentlich und ein definitives Highlight in der Diskografie des Rappers, allerdings auch ein punktuell sehr fehlerhaftes. Und bei aller Häme, die ich an manchen Tagen für ihn übrig habe: Dafür ist er Stand 2022 eigentlich trotzdem zu gut.
 
🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡 07/11

Persönliche Höhepunkte
712 PM | I'm Dat N🙊🙊🙊🙊 | Wait For U | Love You Better | Massaging Me | Chickens | We Jus Wanna Get High | Holy Ghost | Worst Day | Just the Beginning

Nicht mein Fall
For A Nut | Puffin On Zooties | Stayed Down


Hat was von
Gucci Mane
Everybody Looking

Migos
Culture


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