Montag, 4. Februar 2019

Volle Power Gassenhauer




















[ nicht witzig ]

Schon so lange es Weezer überhaupt gibt, sind sie eines der größten musikalischen Memes der gesamten Rock-Szene gewesen, selbst in der Zeit, bevor sich diese Art von viralem Humor überhaupt irgendwie etabliert gehabt hätte. Ihre Plattencover, das blaue Album versus Pinkerton, alberne Backing Vocals, ihre angeblich so furchtbare Zweitausender-Phase, sowie ihre gesamte inhaltliche Haltung als nerdige Außenseiter-Band haben eine Fan-Kultur um die Kalifornier erschaffen, die inzwischen fast größer ist als Weezer selbst. Und warum auch nicht? Ihre Songs waren schon immer die der Leute, die über über missliche Lagen schmunzeln konnten und die Art, wie die Gruppe schon seit Jahren mit ihren Fans interagiert, war fruchtbarer Boden für den aktuellen Zustand. Wir alle hatten damit unseren Spaß und es war teilweise extrem komisch. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als sich Weezer entschieden, ihren Meme-Status aktiv mitzugestalten. Lange ist das nicht her, Spuren davon kann man auf ihrem Comeback-Album Everything Will Be Alright in the End von 2014 nachweisen, ein paar Live-Geschichten und Twitter-Aktionen spielten mit der Entwicklung, doch der große Auslöser ist gerade Mal einige Monate alt und war eigentlich sogar ganz nett gemeint. Im Frühjahr 2018 regten einige Fans auf Twitter im Vorhaben, eine Art ultimative musikalische Meme-Fusion zu erschaffen, den Plan an, Weezer mögen doch eine Coverversion des Toto-Klassikers Africa aufnehmen. Eine logische Geschichte, ist dieser Song doch objektiv einer, von dem es niemals genug auf dieser Welt geben wird, was sicherlich auch der Grund dafür war, dass sich die Aktion innerhalb kürzester Zeit zu einer Bewegung entwickelte. Und gesagt getan, wenige Wochen später erschien das ersehnte Africa-Cover. In meinen Augen eine in höchstem Maße mittelmäßige Interpretation, aber schließlich ging es ja auch nur um den gemeinsamen Spaß. Oder? Wenn es nach Weezer geht, scheinbar nicht. Oder zumindest gab es von ihrer Seite nicht das Einverständnis, dass es damit dann auch reichte. Nein, die Herren hielten es für notwendig, die blöde Lachnummer kurz danach zu einem kompletten Longplayer aufzublasen. Ein fast vierzigminütiges Projekt, in dem sich die Kalifornier durch diverse Klassiker der Popgeschichte covern: Black Sabbaths Paranoid, Take On Me von A-Ha, Billie Jean von Michael Jackson, Sweet Dreams von Eurythmics und so weiter und so fort. Zehn Songs haben sie hier aufgenommen, was aus mannigfaltigen Gründen eine blöde Idee ist. Erstens: Die Aktion mit Africa war deshalb schön, weil sie einmalig war und ein solches Meme lebt dadurch, dass man darüber irgendwann nicht mehr lacht, spätestens wenn der erste Zehn-Stunden-Remix davon auf YouTube hochgeladen wird. Diesen beliebig of zu reproduzieren, funktioniert einfach nicht. Zweitens: Dass der erste gecoverte Song gerade Africa war, kommt nicht von ungefähr. Die Euphorie um den Track ist ein Meme für sich, dass eben auch nur mit diesem einen Track geht. Klar gibt es auch Memes mit Take On Me oder Sweet Dreams, aber selbst die sind nicht das gleiche. Und es wäre auch nicht das gleiche gewesen, hätte man stattdessen All Star von Smashmouth oder We Are Number One gecovert. Drittens: Es geht bei der ganzen Sache sowieso nicht um die Musik. Am Anfang war es irgendwie süß, dass die Kalifornier sich für ihre Fans auf so einen billigen Abklatsch einer völlig unpassenden New Wave-Nummer einließen und dabei klangen wie eine bessere Karaoke-Band, auf LP-Format wird das aber zum vielleicht größten Problem. Weezer versuchen hier nicht, kreative Ansätze zu finden, um den Songs ihren eigenen Charakter einzuhauchen, sondern covern alle Stücke sehr originalgetreu, was in der Umsetzung einfach nur total dröge ist. Es fühlt sich tatsächlich an vielen Stellen an wie eine für Karaoke-Compilations mit Midi-Samples mittelmäßig aufbereitete Interpretation dieser Klassiker ohne jeden künstlerischen Wert. Und klar soll das alles auch nicht künstlerisch sein, es ist ja alles ein Joke. Leider einer, der schon von vornherein nicht besonders witzig war. Da hilft auch die selbstironische Aufmachung mit dem Teal-Titel und dem Coverfoto mit Weezer als verkokster Miami Vice-Verschnitt recht wenig. Indem die Band versucht hat, sich den Witz zu eigen zu machen, hat sie ihn nur extrem forciert. Mit der Wirkung eines Idioten, der einen schlechten Witz erklärt, weil niemand gelacht hat. Das ist Heino-Niveau und eigentlich sollte das auch allen klar sein. Und es wäre schön, wenn wir das hier so schnell wie möglich vergessen und uns auf das richtige Album konzentrieren, das Weezer in einem Monat herausbringen. Im Gegensatz hierzu kann ich das dann hoffentlich ernst nehmen.


Klingt ein bisschen wie:
Die Toten Hosen
Die Geister, die ich rief

Heino
Mit freundlichen Grüßen


Persönliche Highlights: Everybody Wants to Rule the World / Happy Together

Nicht mein Fall: Africa / Sweet Dreams (Are Made of This) / Billie Jean

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