Freitag, 1. Februar 2019

Schnelldurchlauf: Januar 2019 (Arch Enemy, Yassin, Callejon und und und)

Immer schön eklig bleiben: Aesop Rock
+++ Es ist in den letzten Jahren einigermaßen schwierig geworden, sich mit jedem Projekt von Aesop Rock in aller Ausführlichkeit zu beschäftigen, sei es sein Langzeitprojekt Hail Mary Mallon, seine EP-Serie mit Homeboy Sandman, the Uncluded mit Kimya Dawson oder eben seine neueste Kollaboration mit Tobacco unter dem Namen Malibu Ken. Gemeinsam mit dem Black Moth Super Rainbow-Frontmann hat der New Yorker MC Anfang des Jahres deren erste LP veröffentlicht, die im wesentlichen auch nicht anders klingt als ein typisches Soloprojekt von ihm. Zehn seltsame, eloquente und teilweise sehr detailreiche Songs fabrizieren die beiden hier zusammen, die allerdings auch etwas zäh geworden sind. Tobaccos verquere, experimentalelektronische Instrumentals helfen da nicht wirklich. +++ Wo wir schonmal bei den Legenden des Hiphop-Untergrunds sind: Mit Free Sweatpants hat dieser Tage auch der vielbeachtete Produzent Blockhead eine neue Solo-LP vorgestellt, auf der sich zur Abwechlung mal er die Leute aussucht, mit denen er kollaboriert. Mit Billy Woods, Hemlock Ernst, Open Mike Eagle, Elucid, Homeboy Sandman und - tadaa - Aesop Rock sind dabei zwar die üblichen Verdächtigen mit von der Partie, die allerdings auch nicht weniger als die Speerspitze aktueller Untergrund-Bewegungen im Conscious Rap sind. Was viel eher das Problem ist, sind die typischen Mangelerscheinungen einer Beatmaster-Platte: Die Musik klingt nach Werkschau, der LP-Flow ist ziemlich lose und die Gast-MCs bedienen sich hier an den Parts aus der Resteschublade. Gerade bei diesem Typen hatte ich eigentlich gehofft, dass er das Klischee umgehen kann, doch die neue Platte bekräftigt es leider mit Nachdruck. +++ Nachdem ihre coolen Coverversionen schon immer eines der Highlights auf vielen Arch Enemy-Releases waren, hatte ich mich auf ihr erstes offizielles Cover-Album Covered in Blood tatsächlich ziemlich gefreut. Umso größer war letztlich die Ernüchterung, dann größtenteils altes Material zu hören, dass hier lediglich wiederveröffentlicht wird. Zwar sind darunter nach wie vor ein paar echt coole Interpretationen (Ihre Bearbeitung von Judas Priests Breaking the Law ist auf ewig eine der besten Intra-Metal-Verwurstungen, die ich kenne), doch gibt es auch ziemlich peinliche Ansätze und vor allem wenig wirklich neues und riskantes. +++

Auch fremde Federn stehen nicht Allen: Arch Enemy


Unter seinem Schlag von Rappern empfand ich Yassin schon immer als den vergleichsweise langweiligen, erwachsenen und unlustigen Typen, der nur dabei war, weil er inzwischen jedermenschs Homie geworden ist. Und mit seinem offiziellen Kommerz-Debüt Ypsilon bestätigt sich diese Ahnung jetzt nicht nur, sie verstärkt sich sogar. Klar ist der Typ mittlerweile schon über 40, doch deswegen gleich so brav zu klingen, hat niemand nötig. Mit dieser Platte schiebt sich der Berliner selbst in die Rubrik ab, in der man seit Jahren Leute wie Max Herre, Sido und Thomas D abstellt, weil sie so uninteressante Musik machen, die sich gleichzeitig so wichtig nimmt. Und obwohl Yassin nicht mein Lieblingsrapper ist: Diese Schmach hat er nun wirklich nicht verdient. +++ Ich bin an der Musik von Toy interessiert, seitdem diese 2012 mit ihrem selbstbetitelten Debüt die Krautrock-Retro-Welle ein wenig prädatierten und wich auch nicht von ihrer Seite, als wenig später Camera und Föllakzoid die Lorbeeren für sich einstrichen. Zu ihrem dritten Album Happy in the Hollow muss aber leider auch ich sagen, dass es ziemlich ahnbar und stromlinienförmig klingt. Ähnlich wie zuletzt Okta Logue oder Kadavar schwemmen die Briten ihren Sound hier auf und machen ihn damit zwar bekömmlicher, aber auch langweiliger. Dabei hatte ich gerade sie eigentlich für krasse Puristen gehalten. +++Nachdem in diesem Jahrzehnt mit Ride, Slowdive und My Bloody Valentine nun schon die heilige Dreifaltigkeit des Neunziger-Shoegaze ihre Comeback-Alben veröffentlicht hat, ist nun langsam auch die zweite Reihe dran. Die damals immer als die Rockband unter den Shoegaze-Acts bezeichneten Swervedriver gehen dabei einen ähnlich nostalgischen (und sicherlich ganz lukrativen) Weg, überzeugen mich mit Future Ruins aber nicht ganz so wie ihre Zeitgenossen. Das liegt möglicherweise daran, dass die LP selbst nicht so gut ist, womöglich falle ich aber auch nicht schon wieder auf den gleichen Trick wie vor zwei Jahren rein. +++ Zu guter letzt möchte ich an dieser Stelle noch über eine Band reden, die ich aus mannigfaltigen Gründen hier bisher nie besprochen habe, deren neuestes Projekt mich aber zumindest neugierig gemacht hatte: Callejon. Auf deren neuester LP Hartgeld im Club covern diese nämlich exklusiv Deutschrap, was an sich ja schon eine Schnapsidee ist, wenn man sich aber dann auch noch die kunterbunte Trackliste (SXTN, Sido, Bausa, 187, Casper, Haftbefehl um nur einige zu nennen) ansieht, bekommt man schon Lust. Leider ist das hier aber eines dieser Alben, das bei einer lustigen Idee bleibt, sich aber keine Mühe gibt, diese auch spannend umzusetzen. Die Bearbeitungen hier beschränken sich größtenteils auf billige Abziehbilder ihrer Originale mit gelegentlichen Screamo-Parts und Gitarrengeschrabbel. Wahrscheinlich ist Hartgeld im Club aber lediglich der Beginn eines größeren Phänomens, denn nachdem und Böhmermann und Clavinover in den letzten Jahren gezeigt haben, wie gut man sich über Deutschrap durch Coverversionen lustig machen kann, wird das hier vielleicht das neue Punk Goes.... Hoffentlich mit ein paar originelleren Ausflügen.

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