Sonntag, 8. Oktober 2023

Die Wochenschau (01.10.-08.10.2023): Mitski, Doja Cat, Kylie Minogue, Nas, the National, Explosions in the Sky, Baroness, K. Flay


 
 
 
 
 
Nas - Magic 3NAS
Magic 3
Mass Appeal

Spätestens die dritte Episode der Magic-Reihe von Nas und Hit-Boy macht nun unmissverständlich klar, dass es sich bei dieser Unternehmung nicht nur um die Resterampe der Kings Disease-Platten handelt, sondern um eine (mittlerweile) vollwertige Album-Saga, die zu ersterer eigentlich parallel existieren soll. Und kurz sah es sogar wirklich so aus, als würde vorliegende LP das bisherige Highlight der andauernden Kollaboration der beiden werden. Fever ist als Opener vielleicht der stärkste Nas-Track seit Beginn dieser neuen Karrierephase und auch der Rest der ersten Albumsequenz ist klasse gemacht. Danach fällt die Qualität aber leider ziemlich rapide ab und mit dem nöligen Pretty Young Girl oder Never Die mit einem derbe stimmungskillenden Lil Wayne-Feature schaffen die beiden negative Highlights, wie ich sie seit dem schaurigen Nasir nicht mehr gehört habe. Wie auch schon bei den letzten Sachen mit Hit-Boy bleibt die neue Nas-Ära für mich also ein zweischneidiges Schwert und eine Sache, an der ich mehr zu meckern habe als die meisten im Internet. Wobei nach jeweils drei Teilen in zwei Projektabschnitten sowieso die Frage ist, ob und wie lange das alles jetzt noch weiter geht. Ich persönlich wäre in den nächsten sechs Monaten vielleicht erstmal gut damit bedient, keine weitere LP der beiden zu hören.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠⚫⚫⚫⚫ 06/11





BARONESS
Stone
Abraxan Hymns

Baroness - STONETiteltechnisch mögen Baroness auf ihrem sechsten Album die Farben ausgegangen sein, musikalisch gesehen verbinden sie diese aber mal wieder überaus kreativ. Denn obwohl Stone klanglich eigentlich wenig neues macht, habe ich die Band aus Georgia vorher doch so noch nie gehört. Den progressiven und melodischen Metal ihrer jüngeren Vergangenheit ergänzen sie hier wieder um eine ordentliche Schippe Stoner- und Sludge-Kante (von der ich zugeben muss, dass sie mir zuletzt vielleicht doch ein bisschen gefehlt hat) und haben zwischendrin sogar noch Zeit für ein paar akustische Passagen und filigrane Folk(prog)-Momente. Und obwohl ich insgesamt schon sagen muss, dass mir andere ihrer Platten besser gefallen, ist Stone doch definitiv eine, die ihre Musik wieder erheblich interessanter macht. Vor allem nach der schrägen Nummer, die Gold & Grey vor vier Jahren war.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11




MITSKI
The Land is Inhospitable and So Are We
Dead Oceans

Keine anderthalb Jahre ist Laurel Hell, das letzte Album von Mitsuki Laycock, her, doch waren meine Zweifel gering, dass sie auf einer neuen LP eventuell nichts mehr zu sagen hätte. Ein bisschen schade finde ich es dabei, dass sie den sehr seichten Sound des Vorgängers hier weiterführt (was aber auch absehbar war), dafür ist die Platte umso besser produziert und das Songwriting immer noch stark. Die weitaus größere Überraschung war es für mich, dass einige Songs, vor allem das zentrale I Don't Like My Mind, lyrisch etwas flachfallen und nicht mehr ganz die brutale Seelentiefe erreichen, die Mitskis Musik bisher immer auszeichnete. Das ist aber zum Glück nicht die Regel und in den meisten Momenten schneidet die Platte nach wie vor tief. Dabei ist the Land is Inhospitable in vielen Dingen mehr von dem, was es auf Laurel Hell schon gab, was schlechtes ist das aber weiß Gott nicht.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11





Explosions in the Sky - EndEXPLOSIONS IN THE SKY
End
Temporary Residence | Bella Union


 
 
 
 
 
 
 
Mit lediglich zwei Alben seit 2010, die kein Soundtrack oder Filmscore waren, sind Explosions in the Sky eine der Bands, die ich während der Zwotausendzehner am sehnlichsten vermisst habe und von denen ich ständig gehofft hatte, nun endlich mal eine "richtige" neue LP zu hören. End ist nun die erste solche seit 2016 und soll entgegen der Vermutungen, die so ein reißerischer Titel nahelegt, auch ganz sicher nicht ihre letzte sein. Und wo der Vorgänger the Wilderness zuletzt erfolgreich zeigte, wie die Texaner die Sache mit den elektronischen Elementen, die sie auch schon vorher ein paarmal probiert hatten, ordentlich hinkriegen können, nimmt End sich diesbezüglich wieder sehr zurück. Das Ergebnis hier ist relativ klassischer Instrumentalrock, der den glorreichen Platten aus den Nullerjahren nicht unähnlich ist und mich ob seiner geringen Abenteuerlust deshalb erstmal ziemlich ernüchterte. Doch obwohl die Band hier definitiv keine neuen Großtaten vollbringt und ich nach wie vor sagen würde, dass sie auch the Wilderness spannender klangen, sind diese sieben Tracks nach so langer Zeit doch völlig in Ordnung. Zumal man so gut gemachten Postrock der konservativen Sorte ja inzwischen auch nicht mehr überall hört.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11



K. FLAY
Mono
Giant Music

K.Flay - MonoIch muss ein paar Freund*innen von mir definitiv dafür danken, dass sie mich die letzten Jahre über konsequent mit dieser Rapperin genervt haben, denn nur so bin ich jetzt auf dieses tolle neue Album von ihr aufmerksam geworden. Wo die letzten Platten der Künstlerin aus Illnois zwar auch schon solide waren und ich verstand, weshalb man sowas cool findet, war es doch die kleine stilistische Neujustierung und das sehr viel klarere Songwriting - vor allem in den Lyrics - das hier den Sprung von Überzeugung zu Begeisterung für mich ausmacht. Flay hat dabei weder die vertracktesten Texte noch die zeitgemäßeste musikalische Aufarbeitung, dafür aber viel Charisma und spätestens hier auch die Fähigkeit, Hooks zu schreiben. Weshalb ich auch ein bisschen die Hoffnung habe, dass sie mit dieser Platte noch ein paar mehr Leute erreicht. Ich wäre ja auf jeden Fall schon einer davon.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11




Kylie Minogue - TensionKYLIE MINOGUE
Tension
BMG

Als ob Kylie Minogue noch irgendjemandem beweisen müsste, dass sie heimlich der ultimative Popstar der letzten 45 Jahre ist und scheinbar mit ewiger Jugend gesegnet ist, landete die Austrialierin diesen Sommer mit Padam Padam einen veritablen Tiktok-Hit, der ihr auch im fünften Jahrzehnt ihrer Karriere nochmal vordere Plätze in den internationalen Charts bescherte. Und dass sie weiterhin Mainstream-relevante Musik macht, untermauert auch dieses neue Album von ihr. Einige der Songs hier könnten auch aus der Feder von Dua Lipa oder Carly Rae Jepsen stammen und neben starken Hits sind auch die Deep Cuts der Platte (wenn man die überhaupt so nennen will) überaus stabil. Dabei ist es gerade der losere Fokus der Songs, der nicht in eine bestimmte Genre-Richtung geht, der hier die Erfolgsformel darstellt und Tension für mich zum coolsten Kylie Minogue-Album der jüngeren Vergangenheit macht.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11




The National - Laugh TrackTHE NATIONAL
Laugh Track
4AD

Nachdem the National inzwischen in mehr als einer Instanz Teil des Taylor Swift-Universums geworden sind, kann man das folgende vielleicht so sagen: Laugh Track ist irgendwie ihr Evermore-Moment geworden. Im Sinne eines Albums, das nach einer überraschend starken Platte erscheint, sich aber rundherum anfühlt wie die Resterampe von selbiger. Dabei sind die zwölf Songs hier trotzdem noch weitaus besser als manch andere LP, die die Band während der zweiten Hälfte der Zwotausendzehner machte, die kurze Hoffnung von diesem Frühjahr, the National könnten nochmal was anderes machen als eingeschlafenen Altherren-Pop, der immer ein bisschen klingt wie Streitgespräche zwischen Ehepaaren in Arthausfilmen, ist aber fürs erste verflogen.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡 07/11




Doja Cat - ScarletDOJA CAT
Scarlet
Kemosabe

 
 
 
 
 
 
 
 
In den letzten Wochen hatte Doja Cat mit einer Reihe von skurrilen Insta-Shenanigans und kleineren Kontroversen ein bisschen den Eindruck vermittelt, ihr neues Album würde mit einem umfassenden Wandel ihrer künstlerischen Persönlichkeit einhergehen und vieles davon war wahrscheinlich auch bewusst so inszeniert. Wenn man sich Scarlet aber so anhört, sind diese Veränderungen - zumindest musikalisch - nicht über einzelne Details hinausgegangen. Ja, sie schreibt hier persönlichere Lyrics und ja, an ein paar Stellen werden die Beats etwas kratziger, grundsätzlich dominiert aber nach wie vor jene extrem Pop-zugewandte, promiskuitive Art von Rapmusik, die sie schon auf ihren letzten zwei Alben machte. Darunter sind dann auch nach wie vor ein paar echt coole Songs und das Pacing der Platte ist gelinde gesagt hervorragend, mit einer Länge von fast einer Stunde und wenig Abwechslung in der Ästhetik der Tracks ist Scarlet aber auch die erste Doja-LP, die sich eher okay als gut anfühlt.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡 07/11



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