Sonntag, 15. Oktober 2023

Die Wochenschau (09.10.-15.10.2023): Kim Petras, Cannibal Corpse, Yeule, Wiki, Mike, the Alchemist und und und...


 

 
 
FÖLLAKZOID
V
Sacred Bones
 
Föllakzoid - VIch habe wahrscheinlich noch keine einzige LP erlebt, die ihrem Vorgänger klanglich so zum verwechseln ähnlich ist wie diese hier und klar ist das irgendwie ein Minuspunkt. Besagter Vorgänger war 2019 allerdings auch auf Platz Zwei meiner Lieblingsalben in diesem Jahr, weshalb die tollen Eigenschaften an diesem Projekt für mich trotzdem überwiegen. Noch immer ist der nokturnale Minimal Techno (und die Betonung liegt ich wirklich deutlich auf ersterem Namensteil!) der Chilenen unfassbar groovig und einlullend, wobei auch hier noch entscheidende Reste der Krautrock-Ursprünge übrig geblieben sind, die in ihrer Geradlinigkeit gerade das gewisse Etwas ausmachen. Damit ist V in seiner bewussten Monotonie und meditativen Repetition sicher nicht für alle so toll wie für mich, gerade Fans düstererer Rave-Gattungen könnten hier aber einen echten Geheimtipp finden.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11




KIM PETRAS
Problématique
Republic

Kim Petras - ProblématiqueNach dem Pop-Overkill, der im Sommer Feed the Beast war, wusste ich nicht so richtig, ob ich bereit für noch ein Kim Petras-Album in dieser Saison war. Ist aber auch egal, denn Problématique ist nicht nur der Nachschlag, von dem man sich fragt, ob er noch reinpasst, er ist das eigentliche Highlight des Menüs. Mit 29 Minuten ist er zwar knapp gehalten, dafür sitzt hier aber absolut keine Note schief und die Hit-Kanten werden noch eine ganze Ecke schärfer gezeichnet als auf dem Vorgänger. Dass Petras das Nu-Disco-Gewand steht und sie Pop auch ohne Post-Präfix kann, zeichnete sich ja schon vorher hab, auf diesem Album hat sie allerdings endgültig ihr erstes Hammerprojekt vorgelegt. Da kann man Anfang Oktober schon mal vom Pop-Album des Jahres sprechen.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11




SLAYYYTER
Starfucker
Fader

Slayyyter - STARFUCKERNach der etwas softeren und songwriterinnenhaften Nummer, die 2021 Troubled Paradise war, ist Starfucker ein Stückweit wieder die Rückkehr zur bratzigen Bubblegum Bass-Ästhetik ihres ersten Mixtapes, allerdings wesentlich besser ausgesteuert. Der innere Flow des Albums ist der beste, den es bei Catherine Slater bisher gab, trotzdem ist so gut wie jeder Song hier ein Hit. Mit ihrer offensiven Oberflächlichkeit und Pop-Anbiederung atmet Slayyyter damit nicht zufällig in den Nacken von Leuten wie Kim Petras und Charli XCX, weshalb ich auch hier ein weiteres Mal hoffe, dass sie früher oder später auch kommerziell an deren Output anschließen kann. Spätestens jetzt, wo ihre künstlerische Persönlichkeit so sattelfest scheint wie nie.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11




ARKELLS
Laundry Pile
Die-Ai-Wei

Arkells - Laundry PileMit dem schon sehr Pop-affinen Rock-Entwurf der letzten beiden Alben Blink Once und Blink Twice hatten Arkells mich auf jeden Fall neugierig gemacht, hier gehen die Kanadier jetzt aber nochmal den letzten Schritt in Richtung Mainstream und machen mit Laundry Pile ein Album, das klanglich auch locker aus der folkigeren Phase von Taylor Swift stammen könnte. Wie zu erwarten war bringt sie das auch qualitativ nochmal in höhere Sphären und resultiert in einem Album voller kleiner Hits, die fantastisch geschrieben und produziert sind. Und das eben nicht nur in der Hinsicht, dass sie eingängig sind, sondern auch in der, dass sie mir in vielen Momenten wirklich ans Herz gehen. 

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11






yeule - SoftscarsYEULE
Softscars
Ninja Tune

 
 
 
 
 
 
 
Mit ihrem letzten Album Glitch Princess, das sie vor knapp zwei Jahren erstmals zum Thema vieler Musiknerds machte, hinterließ Yeule mich neugierig, aber auch skeptisch und verbleibend in der Hoffnung auf eine Platte, mit der sie wirklich sie selbst werden würde. Ob Softscars das jetzt ist, weiß ich auch nicht so richtig, auf jeden Fall hat sie es aber geschafft, mich zu faszinieren. Den verglitchten Kunstpop des Vorgängers verbiegt und erweitert die Kalifornierin nämlich so radikal, dass am Ende des Prozesses eine Art experimentelles Shoegaze-Album entsteht, das zwar weiterhin irgendwie cyborgig und postmodern klingt, aber auch eine gewisse grantige Wärme in sich fließen lässt. Das ist allermindestens eine spannende Überraschung, sorgt aber auch dafür, dass sich Yeule als Songwriterin weiter zentriert und das erste Projekt vorstellt, das für mich als Gesamtwerk funktioniert. 

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11





CANNIBAL CORPSE
Chaos Horrific
Metal Blade

Cannibal Corpse - Chaos HorrificStarke Platten, denen man das Alter dieser Band nicht anhört, haben Cannibal Corpse schon die letzten paar Jahre über gemacht und es ist erstaunlich, wie viel Spannung sie aus ihrem ja zugegebenerweise nicht gerade feingeistigen musikalischen Grundkonzept in den Zwotausendzwanzigern noch rausholen. Chaos Horrific setzt dem jetzt trotzdem nochmal mit einem Album die Krone auf, das mit Sicherheit zu den stärksten Death Metal-Arbeiten des Jahres gehört und den Geist eines oldschooligen Thrash-Klassikers atmet. Viel verändern müssen die New Yorker dafür nicht, nur die rostigen Stachel ihres gewohnt derben Songwritings mal wieder ordentlich polieren. Kein schlechter Zeitpunkt, um auf die alten Tage nochmal Fan zu werden.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11



LAUREL HALO
Atlas
Awe

Laurel Halo - AtlasUnter den vielen tollen Platten der letzten Wochen ist es für ein Ambient-Projekt wie Atlas sicher nicht leicht, wirklich Eindruck zu schinden und wirklich auf dem Schirm hatte ich Laurel Halo hier lange nicht. Als dann aber mal wirklich Raum da war, um mich der LP mit der nötigen Konzentration zu widmen, war ich doch sehr schnell um den Finger gewickelt. Nicht nur sind die 40 Minuten Musik super produziert, an vielen Stellen wird hier auch durch düstere Tieflagen und sogar softe Jazz-Tupfer effektive Spannung reingebracht. Was Atlas für ein Ambient-Projekt sehr abwechslungsreich und fast schon actiongeladen macht.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11




WIKI, MIKE & THE ALCHEMIST
Faith is A Rock
ALC

MIKE, Wiki & The Alchemist - Faith Is a RockDie Beteiligung von Produzent the Alchemist an einem der stärksten Hiphop-Projekte des Jahres ist ja nicht verwunderlich und vielleicht sogar ein erwartbares Szenario, mit Wiki und Mike übernehmen die gestaltenden Rap-Parts auf dieser LP aber zwei Künstler, deren Output ich bis dato eher dürftig fand und die hier wahnsinnig aufblühen. Mit den verwegen-souligen Beats und dem trockenen Sprechflow der beiden hat Faith is A Rock dabei sehr viel von einem der jüngeren Billy Woods-Projekte, ist aber lyrisch und musikalisch eine ganze Ecke zugänglicher als der und mit knackigen 31 Minuten Spielzeit auch keine Minute zu lang. Wer also eine Platte sucht, die einen guten Einstieg in die etwas abstrakteren Gefilde zeitgenössischer Jazzrap-Trends schafft, könnte hier nicht richtiger liegen.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡🟢 10/11





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