Freitag, 9. Juli 2021

Der harte Kern

Thy Catafalque - VadakTHY CATAFALQUE
Vadak
Season of Mist
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ folkloristisch | nerdig | fantasievoll ]

Ich höre die Musik von Thy Catafalque jetzt inzwischen seit drei Jahren, was relativ zur Gesamtdauer ihrer Karriere (die offizielle Bandgründung datiert sich auf 1998) ja eigentlich ziemlich kurz ist. Nichdestotrotz habe ich das Gefühl, in dieser Zeit eine Entwicklung bei ihnen mitzubekommen, die ich durchaus als positiv empfinde und die einen gewissen Sound, mit dem ich sie 2018 auf ihrem neunten Album Geometria kennenlernte, langsam aber sicher verdichtet hat. Als ich besagte Platte damals auf Empfehlung eines anderen Users hörte, der mir von der kreativen Vielschichtigkeit dieses Projekts vorschwärmte, konnte ich diesen Eindruck zwar durchaus bestätigen, war aber von der Sprunghaftigkeit und dem fehlenden Fokus der LP maßlos überfordert. Der Schmelztiegel aus Progrock, Black Metal, slawischem Folk, Synthpop und New Wave, den Mastermind Tamás Kátai anrührte, war an sich gut, aber einfach noch zu stückig, um wirklich durchweg überzeugend zu sein. Je mehr die Band aber in den Folgejahren an diesem Sound herumschraubte, desto kohärenter und cooler wurde er an vielen Stellen. Naiv war vor etwa anderthalb Jahren auch noch ein sehr chaotisches Album, hatte aber einen klaren roten Faden im Songwriting und setzte komplette stilistische Aussteiger eher an die Spitzen des Gesamtklangs. Und wenn wir nun 17 Monate später zu diesem neuen Produkt aus dem Hause Kátai kommen, hat sich der Trend zur Verdichtung wiederum fortgesetzt. Vadak, LP Nummer elf von Thy Catafalque, ist dementsprechend das erste Album der Formation, dem ich ernsthaft sowas wie einen Kernsound anhöre. Wobei der in diesem Fall doch ziemlich eindeutig die Metal-Wurzeln sucht, denen die Band einst entsprang. Was man auf diesen 62 Minuten hört, ist eine ziemlich hartgesottene und brachiale Mischung aus Black-, Prog- und Pagan-Metal, in der die prominenten Synth- und Goth-Elemente der letzten Platten eher zu künstlerischer Garnitur verkommen. Und obwohl das auch ganz eindeutig bedeutet, dass Vadak nicht so vielschichtig und abenteuerlich klingt wie sein Vorgänger, ist es dadurch doch nicht weniger kreativ, geschweige denn hochwertig. Im Gegenteil: Für mich persönlich ist es sogar das bisher gelungenste Stück Musik des Projekts, das es schafft, alle wüsten Ideen des Tamás Kátai mal ordentlich in Form zu gießen. Zumal der Ungar sich hier auch dann als überaus talentierter Komponist erweist, wenn er nicht parallel tausend Genre mischt, sondern zur Abwechlung nur drei oder vier. Szarvas ist als Intro vielleicht noch etwas holprig auf den Beinen, spätestens mit dem paganistischen Megabanger Köszöntsd a Hajnalt und dem grandiosen Progmetal-Klumpen Gömböc nimmt die Platte aber mächtig Fahrt auf. Im Mittelteil geht die Wichtung in ein paar längere Songs über, die Kátai auch mit entsprechend sinfonischen Abläufen gestaltet und reichhaltig mit Samples bestückt, A Kupolaváros Titka ist kurz danach fast ein jazziges Stück und spätestens wenn der Titeltrack an vorletzter Stelle in einer knappen Viertelstunde Spielzeit noch mal alles auf eine Karte setzt, ist Vadak auch einmal richtig episch gewesen. Zwar gibt es zwischendurch auch immer wieder kleine Ausfälle wie das seltsam surfrockige Kiscsikó, aber innerhalb dieser doch sehr üppigen Tracklist nehmen diese erfreulich wenig Platz ein. Überhaupt hat diese LP mit ihrem Vorgänger die angenehme Eigenschaft gemein, dass einzelne Songs hier in den Hintergrund treten und es eher um einen ansprechenden Gesamtflow geht, den Kátai mittlerweile in einer beeindruckenden Perfektion beherrscht. Und in dieser Hinsicht überzeugt Vadak erneut als krachig-psychedelisch-paganistischer Nerdcore-Jam, der zwar weniger Weirdo-Faktor hat als die beiden letzten Catafalque-Alben, dafür aber vielleicht der bessere Einstieg für Leute ist, die diese Band noch nicht kennen. Also zumindest wenn man vorraussetzt, dass diese Leute ohnehin schon auf djentig verschwurbelten Mittelalter-Black Metal mit Blade Runner-Synths abfahren. Ansonsten ist das hier nach wie vor eher schwierig.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡08/11

Persönliche Höhepunkte
Köszöntsd a Hajnalt | Gömböc | Az Energiamegmaradás Törvénye | Móló | Vadak (Az Átváltozás Rítusai) | Zúzmara

Nicht mein Fall
Kiscsikó


Hat was von
Myrkur
Mareridt

Sólstafir
Berdreyminn


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