Montag, 19. Dezember 2016

Die López-Dodekalogie Teil 12: Zum Abschied sag' ich leise Scheiße

OMAR RODRIGUEZ-LÓPEZ
Some Need It Lonely

Ipecac / 2016















Es wäre auch nicht im Stil eines Omar Rodriguez gewesen, am Ende nochmal ein großes Fass aufzumachen. So plötzlich, wie im Juli diesen Jahres der erste Streich Sworn Virgins da war und danach peu à peu die nächsten Platten folgten, so gemächlich trudelt die Dodekalogie nun aus und bevor die Frage kommt, auch der letzte Eintrag Some Need It Lonely ist kein großer Hingucker, der das ganze nochmal mit einem Knall beendet, sondern genauso mittelmäßig wie die allermeisten der in den letzten sechs Monaten erschienenen Platten. Auf den elf Tracks in 37 Minuten erleben wir diesmal, wie die López'sche Symbiose aus der neu gewonnenen Affinität für Keyboard-Sounds und seinen typischen Gitarren-Jams aussehen kann und dass das am Ende auch nicht der Wahrheit letzter Schluss ist. Sicherlich gibt es hier ein paar ausgewählte gute Momente wie die Spoken-Word-Passagen in Sanity A Dream, das märchenhaft-psychedelische Zophiel oder das entrückte Experiment Ariel und diese sind sogar zahlreicher als auf den meisten der letzten Projekte. Auch ist der ziemlich gute Sound hier etwas, das durchaus positiv auffällt. Doch wirklich die Mühe wert ist es am Ende trotzdem nicht. Rodriguez hebt sich mit diesen Songs nicht ab, kommt stilistisch nur im Schneckentempo weiter und verharrt wie immer in den Endlosschleifen seiner Klangkonstrukte. Ich bin mir darüber im klaren, dass man große Sprünge an diesem Punkt vor allem von seinen Soloprojekten nicht mehr erwarten kann, doch was mich so ärgert (und das gilt für die meisten der zwölf Platten in diesem Jahr) ist, dass er teilweise echt das Zeug dazu hätte. An diversen Stellen hat er sich 2016 als Visionär gezeigt, der weiter über Tellerränder blickt als die meisten Rockmusiker dieser Welt, doch dieses Potenzial eben nicht ausgeschöft. Doch hätte er nur ein bisschen mehr Leistung und Konzentration in diese Serie gesteckt, hätte sie eine moderne Meisterleistung der experimentellen Musik werden können. Doch stattdessen ist es ein Paradebeispiel für all die Dinge geworden, die die meisten Leute an Avantgarde abschrecken. Chaotisch, abgedroschen, undurchsichtig und ohne erinnerungswürdige Momente. Da kann man es mir wirklich nicht übel nehmen, dass ich über dessen Ende jetzt einigermaßen froh bin. Was übrigens überhaupt nicht bedeutet, dass Omar Rodriguez mich jetzt für immer verloren hat. Ich bin bereits sehr gespannt auf sein neues Projekt Crystal Fairy (Mitglieder der Bosnian Rainbows und Mitglieder der Melvins, yay!) und sollte 2017 tatsächlich noch mehr neues Material von At the Drive-In erscheinen, bin ich bereist, alles zu verzeihen. Und ich hoffe, dass ich das werde, denn dass dieser Künstler das Zeug hat, mich zu beeindrucken, davon bin ich überzeugt.
7/11

Beste Songs: We Might / Sanity A Dream / Zophiel / Barachiel is at It Again / Ariel

Nicht mein Fall: Bitter Sunsets / Archangel Trophy

CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen