Freitag, 2. Dezember 2016

Because the Parliament

CHILDISH GAMBINO
Awaken, My Love!

Glassnote / 2016















Dass Donald Glover aka Childish Gambino seine Platten gern auf den letzten Drücker des zu Ende gehenden Jahres raushaut, ist mittlerweile zur Regel geworden und obwohl sich der Rapper damit quasi aus freien Stücken in eine Außenseiterposition begibt, hat es seiner bisherigen Karriere nicht geschadet. Sein letzter Longplayer Because the Internet von 2014 gilt einigen Leuten als eine der größten HipHop-Offenbarungen der letzten Jahre und auch ich bin davon immer wieder beeindruckt. Glover verband hier seine Kompetenzen als Schauspieler und Musiker auf eindrucksvolle Weise und schuf eine LP, die nicht nur fast ein fertiger Film war. Gleichzeitig ist es aber auch eine Tatsache, dass Childish Gambino einer der Künstler ist, die keine zwei Alben das gleiche machen können. Eine stilistische oder gar inhaltliche Fortsetzung dieser Platte konnte man sich also von vornherein abschminken. Und tatsächlich vollzieht er auf Awaken, My Love! seinen bisher größten musikalischen Wandel. HipHop-Elemente findet man hier so gut wie gar nicht mehr, stattdessen ist das ganze eher so etwas wie ein psychedelisches Soul-Musical geworden. Bereits die ersten Vorab-Singles erinnerten mich seltsam an Hair, frühe Vorläufer der Funk-Musik wie Parliament, aber auch an Primal Scream, Drake oder Stevie Wonder. Der Retro-Kontext der Platte ist auf jeden Fall offensichtlich und in seiner Umsetzung auch ziemlich gelungen. Was hier teilweise an Instrumentals (alles live!) geboten wird, ist der absolute Hammer und man glaubt teilweise wirklich, Eddie Hazel würde hier an der Klampfe sitzen. Darüber hinaus ist man beeindruckt, wie gut auch Sänger Donald Glover auch stimmlich drauf ist. Klar gibt es hier einige Autotune- und Chor-Passagen, die ihm da ein bisschen unter die Arme greifen, doch auch seine Solo-Stellen sind beeindruckend. Eigentlich gibt es wirklich wenig, was ich an Awaken, My Love an sich auszusetzen hätte. Allerdings ist es auch ziemlich offensichtlich, dass die Platte tief im Schatten ihres Vorgängers steht. Wenn man sich dafür entscheidet, als Nachfolger einer wahnsinnig detaillierten, existenzialistischen Storytelling-LP mit autobiografischen Ansätzen ein bisschen schicke Funk-Nostalgie zu veröffentlichen, ist man schon a priori im Hintertreffen. Die Frage ist andererseits aber auch, wie man Because the Internet hätte toppen sollen. Ein solches Vorhaben wäre sicherlich ziemlich nach hinten losgegangen und so gesehen ist Awaken, My Love eigentlich das beste, was Childish Gambino hätte tun können. Und für eine gelungene Überraschung war er damit auf jeden Fall gut.
9/11

Beste Songs: Me & Your Mama / Riot / Redbone / California / the Night Me & Your Mama Met / Stand Tall

Nicht mein Fall: -

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