Okay Freunde, es ist mal wieder soweit. Stand Mitte März sind alle 37 Titel, sie dieses Jahr beim Eurovision Song in Malmö antreten, in der ein oder anderen Form erschienen, ich habe sie mit angehört und Meinungen dazu. Das hier folgende Ranking soll aber nicht nur dazu dienen, zu allen Stücken meinen Senf dazuzugeben und meinen Hype für diese Veranstaltung irgendwie zu kanalisieren, ich werde diesmal auch darauf eingehen, wie ich persönlich die objektiven Gewinnchancen für den jeweiligen Track einschätze und neben meinem persönlichen Gewinner vielleicht auch eine Prognose wagen, wer meiner Ansicht in echt gewinnen wird. Wettquoten oder ähnliches habe ich mir dazu bewusst nicht angeschaut, ich gehe also rein danach, wie ein Song für mich klanglich wirkt. Besondere Vorbestimmungen erlege ich mir dabei ebenfalls nicht auf und das Prinzip hinter dem Ranking sollte eigentlich selbsterklärend sein. Nur eines sei an dieser Stelle noch gesagt: Ich halte mich bei dieser Liste größtenteils an die Studioversionen der Songs, weshalb das alles hier natürlich keine Endgültigkeit hat. Spätestens mit den Halbfinals, wenn auch die Show drumherum und die Performance sichtbar wird, kann sich daran nochmal einiges ändern, zumindest war das bis jetzt immer meine Erfahrung. Um bis dahin zu warten, bin ich aber schlichtweg zu mitteilungsbedürftig.
PLATZ 37:
🇭🇷 KROATIEN
BABY LASAGNA
Rim Tim Tagi Dim Meine rote Laterne dieses Jahr und direkt so eine Nummer, die es nur beim ESC geben kann: Baby Lasagna
(schon der Name, ey) gehen dieses Jahr mit einem halb gerappten
Emorock-Song über das kroatische Landleben an den Start, was definitiv
originell ist. Leider ist der Song an sich wirklich unfassbar peinlich
und scheitert sicherlich am meisten daran, unbedingt englischsprachige
Lyrics haben zu wollen. Alles in allem ziemlich cringe.
PLATZ 36:
🇬🇪 GEORGIEN
NUTSA BUZULADZE
Firefighter Firefighter ist
auch wieder so ein Song, den locker eine KI schreiben würde, wenn man
ihr als Auftrag einen möglichst generischen ESC-Titel gibt. Das fängt
bei Titel und Inhalt an und geht über den folkloristischen Anflug im
Refrain und das komplette Songwriting bis zur Bridge mit optionaler
Dance-Break. Zu hundert Prozent
austauschbar.
PLATZ 35:
🇮🇸 ISLAND
HERA BJÖRK
Scared of Heights
Island hatte mit Daði Freyr und Systur
einen echt starken Start in die Zwotausendzwanziger, so langsam
schwindet meine Hoffnung hinsichtlich ihrrer Beiträge aber wieder. Der Song von Diljá
letztes Jahr war bestenfalls mittelgut und flog im Halbfinale raus,
dieses Jahr sind sie für mich ganz weit hinten. Wo die isländischen
Beiträge sonst eigentlich immer eine unberechenbare und innovative
Energie in den Contest einbrachten, ist Scared of Heights von
Hera Björk ein Song, der sich wie ein Relikt des Zwotausender-ESC
anfühlt und trotz seiner euphorischen Stimmung irgendwie total
eingeschlafen wirkt.
Meine Prognose: Ausscheiden im Halbfinale.
PLATZ 34:
🇱🇻 LETTLAND
DONS
Hollow Einer
der wenigen ESC-Songs, in denen die Strophe eigentlich ganz gut ist,
der Refrain dann aber in so eine furchtbar Imagine Dragons-mäßige Nummer
umkippt und alles irgendwie ruiniert. Musikalisch deshalb verbockt, die
größten Chancen rechne ich Dons aber eh aufgrund ihrer (oder seiner?) Bühnenshow aus.
Schon in den ersten Andeutungen selbiger scheint man nämlich ein Konzept
mit vielen Doppelgänger-Versionen des Sängers zu fahren, das in voller
Wucht auf der großen Bühne echt geil funktionieren könnte.
Meine Prognose:
Kommt definitiv darauf an, wie der Song auf der Bühne ausgestaltet
wird. Bei schlechter Umsetzung ist im Halbfinale Schluss, bei richtig
guter könnte es bis in die Top 5 gehen.
PLATZ 33:
🇫🇮 FINNLAND
WINDOWS95MAN
No Rules!
Schon jetzt eine der größten Enttäuschungen des ESC-Jahres für mich: Nachdem Finnland letztes Mal mit Käärijä der unmissverständliche Sieger der Herzen war und es meiner Meinung nach das beste gewesen wäre, den Typen einfach nochmal antreten zu lassen, entscheidet man sich hier leider für die dumme Wish-Version davon: No Rules! ist die Art beschränkter Eurodance-Klamauk, die in den Zwotausendern die schlimmste Phase des ESC ausmachte und von der ich eigentlich glaubte, sowas wäre nicht mehr nötig. Wobei das tragischste daran wahrscheinlich sein wird, dass viele diesen Mist mögen werden, weshalb ich Windows95Man durchaus gute Chancen verspreche. Aber selbst wenn sie damit gewinnen, die Rache für letztes Jahr gönne ich ihnen auf diese Weise nicht.
Meine Prognose: Top Ten. Mindestens.
PLATZ 32:
🇫🇷 FRANKREICH
SLIMANE
Mon Amour Man
kennt die Leier bei Frankreich ja: Es gibt wie jedes Jahr einen
Chanson-Beitrag, diesmal etwas zeitgenössischer und zurückgefahrener als
2023, aber leider auch beschissener. Wobei das tragische bei Mon Amour
ist, dass es an sich ein gut geschriebener Song ist, der mit einem*r
besseren Sänger*in (ich denke da an jemanden mit Stimmtypus Pomme oder Klô Pelgag) echt klasse sein könnte. So ist er eine quäkige Pseudo-Soul-Nummer, die mir wirklich nicht viel gibt.
Meine Prognose: Mittelgutes Abschneiden im Finale.
PLATZ 31:
🇩🇪 DEUTSCHLAND
ISAAK
Always On the Run Man könnte die Analyse dieses Songs damit beschließen, dass Always On the Run
wieder ein generischer Mistsong ist, mit dem Deutschland wahrscheinlich
verdientermaßen abkackt, aber gehen wir mal ein bisschen ins Detail: An
sich waren ja auch schon die meisten Songs vom Vorentscheid Quatsch und
mit Isaak fiel die Wahl immerhin nicht auf den allerschlechtesten
möglichen Kandidaten. Und unter den deutschen Titeln der letzten Jahre
ist Always On the Run auch nicht der komplett schlimmste.
Einen bleibenden Eindruck hinterlässt er aber quasi überhaupt nicht und
ist damit wieder der klare Verlierer in einem Contest, bei dem es darum
geht, aufzufallen. Nicht dass ich wollen würde, dass Deutschland gewinnt
(Es ist gut, das man mal in einer Disziplin von Wettbewerben nicht
komplett erfolgsverwöhnt ist), aber ich finde es schon doof, wie
die Vorauswahl sich jedes Jahr völlig bescheuert anstellt und damit vor
allem guten Acts eine Plattform verwährt. Aber naja, ist ja alles nichts
neues, wa?
PLATZ 30:
🇦🇹 ÖSTERREICH
KALEEN
We Will Rave Nicht
der schlechteste Song der diesjährigen Vorauswahl, aber mit ziemlicher
Sicherheit der anstrengendste. In Sachen Mallorahaftigkeit rangiert
Kaleen hier in einer Liga mit Windows95Man und wie sich hier an das
Medium Techno und Rave rangewanzt wird, ist ziemlich ekelhaft. Dass We Will Rave ein Banger ist, ist aber objektive Wahrheit, weswegen ich dem Song tatsächlich halbwegs gute Chancen ausrechne.
Meine Prognose: Wird vor dem Finale jede Menge Hype haben, dann aber irgendwo auf Platz 17 oder so landen.
PLATZ 29:
🇱🇹 LITAUEN
SILVESTER BELT
Luktelk Litauen
ist seit einiger Zeit verdientermaßen das heimliche Lieblingsland der
ESC-Superfans und in den letzten Jahren waren ihre Beiträge regelmäßig
unter den meiner Meinung nach besten Songs. Auch Silvester Belt ist 2024
einer der Fanfavoriten und ich verstehe theoretisch warum, für mich persönlich hat Luktelk aber zu wenig Biss.
PLATZ 28:
🇦🇲 ARMENIEN
LADANIVA
JakoAls
verkappter Bollywood-Fan habe ich irgendwo einen winzigen Softspot für diesen Song, auch
wenn ich nicht glaube, dass ich damit für die Geschmäcker des
gesamteuropäischen Publikums spreche. Außerdem finde selbst ich den
"Refrain" des Songs ziemlich blöd und albern.
Meine Prognose: Inszenierungsmäßig könnte hier einiges gehen, trotzdem wird es für diesen Song ein hartes Halbfinale.
PLATZ 27:
🇲🇹 MALTA
SARAH BONNICI
Loop Malta bleibt - neben Deutschland - auch dieses Jahr ein schwieriges ESC-Land. Wo es zuletzt ein Lizzo-Klon
und ätzender Saxofon-Partypop waren, die mich zum verzweifeln brachten,
ist es dieses Jahr ein auswechselbarer Dancepop-Song mit - wie könnte
es anders sein - prominenter Dance-Break. Wie überaus kreativ. Leider Gottes trotzdem der schlimmste Ohrwurm unter den diesjährigen Songs.
Meine Prognose: Wieder sehr abhängig von der Live-Umsetzung. Könnte im Finale landen, wenn Bonnici wirklich alles auf Körperperformance setzt.
PLATZ 26:
🇦🇱 ALBANIEN
BESA
Titan In
meiner Erfahrung hat Albanien beim ESC zwei Modi. Erstens: Dramatische
Folk-Nummern in Landessprache mit Persönlichkeit, aber viel zu viel
Schmand, zweitens: Generische Popsongs auf englisch. Hier haben wir
einen von letzterer Sorte.
PLATZ 25:
🇪🇸 SPANIEN
NEBULOSSA
Zorra Cool,
mal einen Beitrag zu sehen, der von einer Solokünstlerin in ihren
besten Jahren kommt und der trotzdem musikalisch ziemlich modern klingt.
Abgesehen davon, dass er auf eine weitere Weise die begrüßenswerte
Vielfalt dieses Wettbewerbs unterstreicht, finde ich an der Nummer aber
wenig besonderes.
PLATZ 24:
🇲🇩 MOLDAU
NATALIA BARBU
In the Middle Die Studioversion von In the Middle
ist echt nicht verkehrt, hier könnte aber vieles an der offen gesagt
komischen Live-Umsetzung mit Streichern und Background-Gesang scheitern,
die zumindest im Vorentscheid etwas panne war. Abgesehen davon finde
ich es mal wieder bezeichnend, wie sehr der moldawische Beitrag das
Wesensklischee des ESC zwischen die Augen trifft und einen Song
vorstellt, der nur in diesem Wettbewerb existieren kann.
Meine Prognose: Ich bin mal optimistisch und sage, es kommt ins Finale. Der ESC braucht Moldawien mindestens genauso wie Moldawien den ESC.
PLATZ 23:
🇳🇱 NIEDERLANDE
JOOST KLEIN
Europapa Ich
war durchaus positiv aufgeregt, als Joost Klein im Winter zum
niederländischen Kandidaten für dieses Jahr gekürt wurde, in letzter
Konsequenz ist es aber schon ein bisschen aufs falsche Pferd gesetzt.
Klein ist die Sorte von Musiker, bei der man den Verdacht hat, dass
seine Teilnahme am ESC eher eine ironische Nummer ist,
weshalb auch sein ulkiger Gabber-Song über europäische Einigkeit
irgendwie zynisch wirkt. Ein Banger ist das Ding am Ende trotzdem,
weshalb ich es nicht so verachten kann, wie ich gerne würde.
Meine Prognose: Wird im Finale ganz knapp an der Top Ten scheitern.
PLATZ 22:
🇦🇿 ASERBAIDSCHAN
FAHREE feat. ILKIN DOVLATOV
Özünlə Apar Ich
kann mich nicht des Eindrucks erwähren, dass dieser Song wenigstens ein
bisschen besser gewesen wäre, hätte man ihn komplett in Landessprache
geschrieben, denn durch die englische Strophe wird das ganze schon sehr
austauschbar. Der Refrain rettet einiges, ist aber zu wenig, um den
mittelmäßigen Eindruck noch zu drehen.
PLATZ 21:
🇳🇴 NORWEGEN
GÅTE
Ulveham Norwegen
versucht es dieses Jahr nochmal mit der Pagan-Techno-Nummer, die
ansonsten ja größtenteils abgefrühstückt scheint und schickt einen Song,
der einer Myrkur-Kandidatur für den ESC am nächsten kommt. Klanglich ist das Stück dabei okay, mir fehlt aber in allem ein bisschen der Bumms.
Meine Prognose: Hinteres Drittel im Finale.
PLATZ 20:
🇱🇺 LUXEMBURG
TALI
Fighter
Über
30 Jahre lang war Luxemburg nicht beim ESC dabei, weshalb ihre Rückkehr an sich schon ein Triumph ist. Talis Song ist zum Wiedereinstieg recht okay und weder komplett furchtbar noch ein garantierter Top Ten-Kandidat. Wird reichen, um sie erstmal ganz gut im Mittelfeld zu platzieren.
PLATZ 19:
🇨🇾 ZYPERN
STELLA KAPSIS
Liar
Liar
ist ein absolut generischer Popsong, der noch dazu den
nervigen ESC-Dancebreak-Trend der letzten Jahre unbedingt mitmachen muss und alleine dadurch bei mir Minuspunkte kriegt. Aber wenigstens ist der
Refrain catchy und wenigstens kriegt die zypriotische Delegation es
diesmal hin, nicht nochmal einen traurigen Mann zu schicken. Kann man als Schritt in die richtige Richtung verbuchen.
PLATZ 18:
🇩🇰 DÄNEMARK
SABA
Sand
Habe diesen Song am Anfang echt gehasst, inzwischen bin ich aber etwas mit ihm warm geworden. Ist vielleicht was für die Dune-Fans (??). Keine Ahnung, ich habe ehrlich gesagt wenig dazu zu sagen.
Meine Prognose: Kommt wahrscheinlich ins Finale. Ab da ist alles von Top Drei bis völliger Nullnummer möglich.
PLATZ 17:
🇵🇹 PORTUGAL
IOLANDA
GritoPortugal
being Portugal. Auch dieses Jahr gibt es von dieser Delegation einen
traditionellen, folkloristisch angehauchten Song, der ein weiteres
Verfolgen des französischen Wegs abzeichnet. Qualitativ habe ich diese
Sorte Beitrag von Portugal in der Vergangenheit sowohl besser als auch
schlechter gemacht gehört, unter
den Fans steht der Song aber hoch im Kurs.
PLATZ 16:
🇷🇸 SERBIEN
TEYA DORA
Ramonda Serbien
versucht es dieses Jahr wieder mit einem etwas düstereren Song, was
zuletzt ja zumindest immer für interessante Beiträge sorgte. Diesmal hat es ein bisschen gebraucht, mich davon zu überzeugen, weil Ramonda zwar klanglich schöngeistig und
episch mit Orchester ausgekleidet ist, dramaturgisch aber nicht
wirklich in die Gänge kommt. Deshalb nicht unbedingt ein Song für die Laufkundschaft, die es an einem Abend zwischen 25 anderen Songs herausfiltern soll.
PLATZ 15:
🇧🇪 BELGIEN
MUSTII
Before the Party's OverAuch eine Ballade, die ich zunächst ganz furchtbar fand, mit der ich mich aber inzwischen ganz gut anfreunden kann. Die Superfans scheinen drauf zu stehen, was ich bei diesem Typen aber nur bedingt checke.
PLATZ 14:
🇮🇱 ISRAEL
EDEN GOLAN
Huricane Zunächst mal das offensichtliche: Ob der Entwicklungen über das letzte Jahr hinweg ist die Teilnahme von Israel dieses Jahr äußerst umstritten und abgesehen davon, dass es aktuell schon jede Menge Boykottaufforderungen deswegen gibt, wird beim Event dieses Jahr in Malmö sicherlich die ein oder andere kontroverse (Re-)Aktion stattfinden. So wie ich das sehe, ist das aber nicht Eden Golans Schuld (sie hat sich nach ihrem Sieg im Vorentscheid zwar zum Konflikt geäußert, in meinen Augen aber einigermaßen diplomatisch), weshalb ich den Song erstmal wie alle anderen analysiere. Und tatsächlich ist der gar nicht mal verkehrt. Kein einen Banger wie 2023 von Noa Kirel, dafür aber eine ganz gescheite Powerballade, die vor allem klasse produziert ist.
Meine Prognose: Kommt ins Finale und wird die Kommentarspalten heiß laufen lassen.
PLATZ 13:
🇮🇪 IRLAND
BAMBIE THUG
Doomsday Blue Okay,
das ist mal ein Wagnis: Irland schickt 2024 einen fast schon
noisig anmutenden Experimentalpop-Song, wie er auch von Poppy oder Backxwash
kommen könnte und setzt damit definitiv ein Ausrufezeichen. Und wo ich ganz eindeutig
die Eier bewundere, so eine Entscheidung zu treffen, ist der
Song selbst doch ziemlicher Kram. Die harten Brüche zwischen Strophe und
Refrain sind verwirrend, das Songwriting unfokussiert und trotz der
überbordenden Exzentrik hat Bambie Thug als Künstlerin keinen wirklichen
Charakter. Weshalb ich leider denke, dass es mit diesem Versuch nicht
weit her sein wird.
PLATZ 12:
🇨🇭 SCHWEIZ
NEMO
the Code The Code
scheint dieses Jahr der Favorit der ESC-Superfans zu sein, was ich
theoretisch verstehen kann. Von Rap-Strophen über Breakbeats bishin zu
Königin der Nacht-Ariengesang ist hier eine ganze Menge los und noch dazu ist Nemo
herrlich exzentrisch in seinem Auftreten. Und auf jeden Fall mal ein
erfrischender Beitrag für die Schweiz, die sonst häufig auf Balladen
setzt. Ich persönlich finde den Track ebenfalls gut, auch wenn er für meine
Begriffe ein bisschen zu viel von sich selbst will.
Meine Prognose: Definitiv Top Fünf und für mich sogar ein Joker-Kandidat für den Sieg.
PLATZ 11:
🇦🇺 AUSTRALIEN
ELECTRIC FIELDS
One Milkali (One Blood)Das
Konzept von Electric Fields könnte aufgehen, wenn sie live eine richtig
fette Party aus dem Song machen. Ich frage mich aber ehrlich, ob die
Musik selbst eine solche auch hergibt.
PLATZ 10:
🇨🇿 TSCHECHIEN
AIKO
Pedestal Pedestal hat als bratzige Rocknummer der Marke Cherym oder Willow Smith fast mehr mit der Musik gemein, über die ich hier sonst so schreibe als mit einer typischen ESC-Nummer, was Vorteile und Nachteile hat. Denn wo der Song auf der einen Seite heraussticht und eine gewisse Kante hat, ist er für meine Begriffe auch fast ein bisschen zu indie für diesen Wettbewerb. Was nicht heißt dass ich ihn nicht mag, sondern nur, dass ich ihm keine hohen Chancen ausrechne. Und eine zweite Sensation der Sorte Måneskin halte ich hier ehrlich gesagt nicht für möglich.
Meine Prognose: Entweder Aus im Halbfinale oder mindestens Top 15. Dazwischen halte ich nichts für realistisch.
PLATZ 09:
🇬🇧 GROßBRITANNIEN
OLLY ALEXANDER
Dizzy Olly Alexander kennt man vielleicht noch daher, dass er mal bei Skins mit gespielt hatte und/oder weil Anfang der Zehner Teil der Band Years & Years war, mit denen er auf jeden Fall schon echte Hits hatte. Auch Dizzy ist potenziell so einer und tatsächlich einer der seltenen Fälle, in denen das Vereinigte Königreich nicht komplett verkackt hat, sondern ganz schön abliefert. Ein bisschen mache ich mir noch sorgen, ob man die Studioversion, die vor allem durch ihre Produktion strahlt, auch live richtig gut umsetzen kann, eine weitere Sensation der Sorte Sam Ryder ist hier aber nicht ausgeschlossen.
Meine Prognose: Landet im Finale definitiv in der vorderen Hälfte.
PLATZ 08:
🇪🇪 ESTLAND
5MIINUST & PUULUUP
Definitiv einer dieser Wildcard-Picks, die man so nur beim ESC findet und definitiv einer der besseren in diesem Jahr. Das hier ist ein Beitrag, bei dem die Weirdness richtig ausbalanciert ist, der Song dahinter trotzdem catchy klingt und man eben keinen Versuch startet, sich über das Format ESC lustig zu machen. Der Support der Superfans für diesen Track ist seltsamerweise recht verhalten, bei so einer Nummer ist mit dem adäquaten Backing aber zu rechnen.
P.S.: der eine Typ in der Band sieht aus wie Michael von VSauce, das macht es noch besser.
Meine Prognose: Wird gut im Finale abschneiden. Wie gut, hängt von der Liveshow ab.
PLATZ 07:
🇺🇦 UKRAINE
ALYONA ALYONA & JERRY HEIL
Die
Ukraine hat sich den Schlamassel selbst eingebrockt: Einen Song zu
schicken, der so sehr ihrem Gewinnertitel von 2022 ähnelt, zieht
natürlich Vergleiche nach sich, in denen Teresa & Maria
eindeutig den kürzeren zieht. Was schade ist, denn einen guten Song
haben Alyona Alyona und Jerry Heil hier ja geschrieben. Und wo sie damit
garantiert nicht untergehen werden, ist das hier auch der erste
Ukraine-Song seit 2020, bei dem ich einen Sieg kategorisch ausschließe.
PLATZ 06:
🇸🇲 SAN MARINO
MEGARA
Vielleicht der beste Song, den San Marino je geschickt hat? Auf jeden Fall einer der viel richtig macht. Megara passieren lange genug nach Måneskin, dass eine überzogene Rockband mit italienischen Texten nicht gleich nach Trittbrettfahrerei mieft, haben aber einen Song, der auf ähnliche Weise effektiv sein könnte. Der Erfolg von 11:11 steht und fällt in meinen Augen mit der Stärke, die der Song live hat, wofür ich echt alle Daumen drücke. Denn für sich mag ich den Track echt gerne.
Meine Prognose: Ich halte einen Sieg hier nicht für komplett ausgeschlossen, wenn das Setting stimmt. Wird aber am Ende vermutlich einer der Songs werden, bei dem sich alle fragen, wie der auf Platz 14 landen konnte.
PLATZ 05:
🇸🇮 SLOWENIEN
RAIVEN
Veronika war der erste Song, den ich von den diesjährigen Kandidat*innen hörte und gefiel mir gleich ziemlich. Inzwischen ist die Konkurrenz stärker geworden, für mich steht Raiven aber immer noch hoch im Kurs. Große Siegeschancen rechne ich ihr zwar ehrlich gesagt nicht aus, über ein jähes Ende im Halbfinale wäre ich aber schon beleidigt.
Meine Prognose: Schafft es ins Finale, wird da aber nicht weit kommen
PLATZ 04:
🇬🇷 GRIECHENLAND
MARINA SATTI
Kein Wettbewerbskriterium, aber für mich trotzdem erwähnenswert: Zari hat eins der besten Musikvideos der bisherigen Saison. Abgesehen davon orientiert sich der griechische Beitrag diesmal am fetzigen Reggaetón einer Rosalía (die in den vergangenen Jahren einen überraschend starken Einfluss auf den ESC zu haben scheint) und ist klanglich vielleicht etwas trocken, aber hat dafür jede Menge Charakter. Meiner Meinung nach der beste griechische Song seit langem.
Meine Prognose: Könnte für eine richtig gute Platzierung etwas zu schrill sein. Die Top 20 wird der Song aber reißen.
PLATZ 03:
🇸🇪 SCHWEDEN
MARCUS & MARTINUS
Der Titelverteidiger präsentiert 2024 zwei weitere seiner hochgezüchteten Labor-Popstars, die ich in den meisten Fällen ja furchtbar finde. Dieses Mal stimmt aber die Symbiose aus angedüstertem the Weeknd-R'n'B und Boyband-Charme, die sogar noch durch eine Messerspitze Daft Punk abgerundet wird. Und Unforgettable ist tatsächlich einer der wenigen Songs, zu denen ich schon das Live-Video gesehen habe, das auch fantastisch war.
Meine Prognose: No cap, mein Favorit für den Sieg. Es war für mich lange keine Titelverteidigung so wahrscheinlich wie die von Schweden in diesem Jahr, womit das Land endgültig der FC Bayern des ESC werden würde. Aber reden wir darüber, wenn es soweit kommt.
PLATZ 02:
🇵🇱 POLEN
LUNA
Auch einer meiner anfänglichen Lieblingssong, den ich vor allem mag, weil er so nach den frühen Zwotausendzehnern und Künstlerinnen wie Robyn und Ellie Goulding klingt. Ein zusätzliches Plus von Luna ist, dass sie die Art von Künstlerin zu sein scheint, mit der ESC-Fans die schlimmsten parasozialen Beziehungen eingehen und die bis zum Mai sicher ordentlich abgefeiert wird. Eine Sache, die ich der polnischen Delegation nach den schlimmen letzten Jahren echt gönne.
Meine Prognose: Könnte ein hartes Halbfinale werden, wenn ich ehrlich bin. Wäre aber definitiv ein Song, der mit in der Endrunde fehlen würde.
PLATZ 01:
🇮🇹 ITALIEN
ANGELINA MANGO
La Noia Ich war am Anfang ja sauer auf Angelina Mango, weil ihretwegen der fantastische Song Tuta Gold von Mahmood nicht nach Stockholm geschickt wurde. Dass ihr Beitrag trotzdem mein Favorit geworden ist, spricht aber - neben meiner pathologischen Italophilie - auch für die einzigartige Qualität des Sanremo-Vorausscheids. Zum vierten Mal in dieser Dekade ist dessen Ergebnis ein Song, der sich stilistisch komplett von dem des Vorjahres unterscheidet, in Sachen Wirkung aber kein Stückchen einbüßt und wahrscheinlich wieder ganz vorne mitspielen wird. In meinen Augen sogar der beste italienische Beitrag seit Zitti E Buoni.
Meine Prognose: Top Drei. Ganz Europa ist doch mittlerweile genauso Italien-pilled wie ich.