Samstag, 20. Januar 2024

Die Wochenschau (01.01.-20.01.2024): OG Keemo, Kid Cudi, Kali Uchis und und und...


 
 
 
 
 
OG KEEMO
Fieber
Chimperator

Krass, dass Mann beisst Hund jetzt schon wieder zwei Jahre her ist, oder? Und zumindest wenn es nach mir geht, hätte ich aktuell das nächste bahnbrechende Konzept-Monster von OG Keemo noch nicht vertragen. Glücklicherweise ist Fieber das nicht geworden, sondern eher ein entspanntes Mixtape-Ding von chilligen 37 Minuten, mit dem der Mannheimer es erstmal ruhig angeht. Darauf zu hören gibt es größtenteils kürzere Tracks, unter ihnen auch Remixes und Freestyles, in denen Keemo auch wieder mehr über Features arbeitet. Vor allem ist Fieber aber mehr denn je ein Paradestück für Produzent Funkvater Frank, das mal nicht das Luxusproblem hat, dass seine meisterliche Arbeit ständig hinter Keemos Lyrics verblasst. Der Ehrlichkeit halber muss man zwar auch sagen, dass nicht alle Konzepte hier vollends aufgehen und die Platte ein paar schwache Momente hat, auf gewisse Weise ist das aber auch beruhigend und zeigt, dass Keemo und Frank die Möglichkeiten eines solchen Tapes zum weiteren Experimentieren nutzen. Bevor dann bestimmt irgendwann wieder das nächste Hiphop-Monument erscheint.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11




YOUNG KRILLIN & LEX LUGNER
Ich tu dir was erzählen
Die-Ai-Wei

Neue EP und erste offizielle Kollaboration der beiden Hanuschplatz-OGs Lex Lugner und Young Krillin, auf der vor allem letzterer nach seiner Krebserkrankung wieder richtig ins Spiel kommt. Dass die Platte dabei mehr oder weniger genauso klingt wie die Sachen zu Beginn ihrer Karrieren vor zehn Jahren, ist dabei nur konsequent und löst bei mir schon fast Nostalgiegefühle aus. Wobei man das ganze nicht verklären sollte: So durchweg stark wie hier waren sie damals meistens nicht. 

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11





KALI UCHIS
Orquídeas
Geffen

Es ist langsam die Zeit vorbei, in der Kali Uchis allein aufgrund der Großartigkeit ihres Debüts wegen einen Stein im Brett hat und ich ein bisschen in Zweifel ziehe, ob sie mich doch langfristig begeistern kann. Denn Orquídeas ist nach dem schon eher okayen Red Moon in Venus die zweite Platte der Musikerin, die mich etwas unschlüssig zurücklässt. Die Sache mit dem fliegenden Wechsel zwischen Neo-Soul und Latin-Pop mit jedem Album kultiviert sie auf der neuen LP weiter und richtig gut wird dieser Entwurf dann, wenn sie entweder sehr traditionelle Ansätze wie in Te Mata und Dame Beso / Muévete probiert oder wie in Muñekita komplett in den Thrash-Modus geht. Die meisten anderen Songs, vor allem im ersten Teil des Albums, bleiben leider nicht wirklich hängen und machen musikalich ziemlich halbe Sachen. Damit ist Orquídeas nicht der erste Longplayer von Kali Uchis, der eher über Einzeltracks funktionert, allerdings ist hier auch ein gutes Drittel davon eher dürftig unterwegs. Wo ich von dieser Künstlerin also nach wie vor angetan bin, schwindet meine einstige Begeisterung für sie mit dieser Platte doch merklich. Und um die wiederherzustellen, muss das nächste Mal definitiv mehr passieren.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡 07/11



KID CUDI
Insano
Republic

Ich will mich ja eigentlich nicht beschweren, weil Kid Cudis neue Platten schon irgendwie besser sind als manche der Sachen, die er in den Zwotausendzehnern machte. Was er im Vergleich zu denen aber verloren hat ist die Aura eines wirklich unberechenbaren und kompromisslos kreativen Künstlers, der auch mal weirde Sachen macht und abseits der üblichen Pfade geht. Auf dem Vorgänger gab es das noch manchmal mit ein paar extravaganten Features oder so, auf Insano ist es quasi komplett weg. Und wo das Ergebnis am Ende trotzdem solide ist und bei 21 Songs definitiv ein paar gute rumkommen, ist die LP doch eine der eher unspannenden von Cudi. Und ich weiß an diesem Punkt bessere Gründe dafür als die Abwesenheit von Kanye West als Kreativpartner.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡 07/11






NEAL MORSE
The Restoration: Joseph Part Two
Frontiers Music

Teil Zwei der Prog-Musical-Saga um den biblischen Protagonisten Joseph (nicht der Papa von Jesus, sondern der aus dem alten Testament), bei der ich ob der bisherigen Qualität von Neal Morses spirituellen Rockopern - nicht zuletzt des ersten Joseph-Teils vom letzten Jahr - echt einige Erwartungen hatte. Und obwohl es geil ist, durch das erste Sequel einer solchen Platte diesmal den Effekt sich wiederholender Motive zu haben und der Spannungsbogen wieder echt gut gemacht ist, ist The Restoration meine erste etwas enttäuschende Erfahrung mit einem Morse-Musical. Zum einen deshalb, weil viele der neuen Kompositionen - abgesehen von den richtig coolen A Capella-Parts der Brüder-Charaktere - nicht so stark sind wie beim ersten Teil, zum anderen Weil der Songwriter die Handlung erstmals etwas stumpf erzählt. Wo die Figuren in seinen Stücken vorher oft starke innere Monologe hatten und nahtlos durch die Story führten, ist die Erzählperspektive verschiedener Personen hier manchmal etwas verwirrend. Und dass ganze Songs manchmal ziemlich stumpf runtererzählt werden, macht vieles in meinen Augen nicht besser. The Restoration ist deshalb noch lange kein misslungenes Album und noch immer kann man die knapp 80 Minuten hier gut weghören, früher schaffte es Morse in seinen besten Momenten aber, mir die unmögliche Kombination aus Gniedelprog, christlicher Rockmusik und Musical-Kitsch trotz aller stilistischen Stolperfallen zu verkaufen. Hier hingegen droht er manche Sachen genauso falsch zu machen wie die meisten seiner Kolleg*innen.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡 07/11




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen