Samstag, 13. Januar 2024

Review: Im Zeichen der Ziege

BATHORY
Bathory
Black Mark
1984














[ räudig | bösartig | wegweisend ]

Wenn es um die Geburt des Black Metal geht, waren die Ansprüche auf die Pionierarbeit des Genres eigentlich von Anfang an geregelt: Slayer, Sodom und Hellhammer sind die Vorväter, Venom die Erfinder und die norwegische Fraktion um Mayhem, Darkthrone und (unglücklicherweise) Burzum diejenigen, die es schließlich ausformuliert und groß gemacht haben. Trotzdem sind sich Anhänger*innen der Bewegung auch einig, dass in der Entstehung des Sounds von Black Metal wenig ohne das entscheidende Bindeglied geht, das Bathory 1984 mit ihrem selbstbetitelten Debüt schufen. Einer kurzen, gerade mal 26-minütige Platte, die gleich in mehreren Hinsichten viel veränderte. Einiges mehr, einiges weniger offensichtlich. Da wäre zunächst die Tatsache, dass Bathory die erste Band waren, die den Sound des frühen Black Metal nach Skandinavien brachten und ihn damit auf einen - wie sich herausstellen sollte - extrem fruchtbaren Nährboden setzten. Zwar kam das Quartett nicht aus Norwegen, sondern aus dem später von den dortigen Bands geschmähten Nachbarstaat Schweden, der Samen war damit aber gesetzt. Und dort angekommen, wurden mit dieser Platte auch Maßstäbe für Sound und Bildsprache gesetzt. Zwar waren Bathory bei weitem nicht die ersten, die sich sehr auf okkulte Ikonografie beriefen, das hier vorgestellte Cover mit dem Ziegenkopf und den starken Kontrasten sieht aber noch heute ziemlich badass aus. Und wo auch vorher Bands schon rotzig und knüppelig klangen, klingt dieses Album wie das erste, dass die Not der Lofi-Haftigkeit, die dem Black Metal typisch ist, erfolgreich als Tugend umdeutete: Matschiges Schlagzeug, verquollene Gitarrenparts und vor allem Sänger Quorthons Gesang, der stellenweise die verhallte Brutalität eines Dead oder Fenriz schon vorweg nimmt. Cool ist die Platte aber auch gerade in den Momenten, in denen sie nicht klingt wie die logische Vorstufe zum norwegischen Ableger, sondern rückblickend nahezu alberne Exkurse unternimmt. So ist das punkige War, das fast wie ein etwas zu heißeres Motörhead-Cover klingt, vielleicht sogar mein Lieblingssong auf der LP und auch so manches Gitarrensolo hier eigentlich viel zu flashy für die Düsternis, die von dieser Musik ausgehen sollte. Ohnehin kann man sagen, dass der Einfluss, den Bathory hier auf den späteren Black Metal hatten, eher ein ästhetisch-klanglicher war als zwingend ein kompositorischer, denn in der Hinsicht sind die Schweden hier noch wesentlich näher am klassischen Thrash. So oder so ist es aber nach wie vor eine ziemlich geile Platte, die trotz ihrer aus heutiger Sicht katastrophalen Produktion nicht schlecht gealtert ist und auf jeden Fall auch dann stark wäre, wenn sie nicht der Entstehung eines ganzen Genres erheblichen Vorschub geleistet hätte.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11


Persönliche Höhepunkte
Storm of Damnation | Hades | Sacrifice | Armageddon | War | The Winds of Mayhem

Nicht mein Fall
-


Hat was von
Venom
Black Metal

Mayhem
Deathcrush


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