Donnerstag, 21. Dezember 2023

Jahresrückblick 2023 : Teil 03 : Die besten Konzerte


 
Ich habe dieses Jahr mal zwei Teile des Jahresrückblickes vertauscht und die 'Verschiedenes'-Rubrik vorverlegt, um noch etwas Luft für diesen Post zu haben. Grund dafür: Gerade zu Ende des Jahres gab es nochmal mindestens ein Konzert, das sonst nach der Veröffentlichung stattgefunden hätte und auf das ich mich ziemlich gefreut hatte. Wobei sich das Warten für mich gelohnt hat, denn tatsächlich ist es am Ende noch Teil dieser Liste geworden. Und bevor ich hier den Tag vor dem Abend lobe: Noch stehen auf meiner Agenda auch zwei Konzerte Ende Dezember, auf die ich dann aber doch nicht mehr unbedingt warten musste. Generell war mein Konzertjahr damit ein sehr hinterlastiges, das insgesamt vor allem dadurch geprägt war, wie wenige Shows ich besuchte. Tatsächlich war das erste Mal, dass ich 2023 eine Band live sah, ein Gig von Mia Morgan im Mai und selbst das war eher Zufall. Und auch wenn ich es toll finde, dass ich inzwischen arbeitsmäßig nicht mehr ganz so eingepfercht bin und wieder mehr Zeit und Möglichkeiten habe, auf Konzerte zu gehen (nicht zuletzt durch meinen kürzlichen Umzug ins Ruhrgebiet), ist die Liste dieses Jahr kurz. Ein paar Highlights gab es aber dennoch, von denen ich euch erzählen will.



28.07.
PAULINCHEN BRENNT
L*Abore Festival | Hauptmannsgrün
Gute Künstler*innen entdeckt man auf dem L*Abore ja immer, was der Grund ist, warum ich seit mittlerweile zehn Jahren regelmäßig ins Vogtland pilgere. Lange ist es aber nicht mehr passiert, dass eine von mit dort entdeckte Band mich über die nächsten Monate so verfolgte wie bei Paulinchen brennt 2023. Dabei liegt das ein bisschen an mir und ein bisschen am doch ziemlich repektablen Szene-Aufstieg des Trios. Ende Juli spielen die Leipziger hier noch eine ihrer ersten richtigen Festivalshows nach Jahren der verstückelten Identitätsbildung, das erste Album ist da aber schon in Sichtweite. Als dieses im Herbst dann kommt, sind Paulinchen brennt eine echte Newcomerhoffnung, über die viele Plattformen in meinem Wahrnehmungsradius wohlwollend schreiben. Extrem cool, zumal ich nach der Show noch die Gelegenheit bekomme, den Bassisten mit Nerdfragen über Conny Ochs zu nerven.



29.07. 
KLINKE
L*Abore Festival | Hauptmannsgrün
Eigentlich sollen Klinke am L*Abore-Samstag ja eine improvisierte Soundperformance mit Lesung abhalten, der Lesende ist dann aber verhindert. Stattdessen spielt die Band in einem mechanischen Spätnachmittagsset einen wunderbaren Kraftwerk-Krautrock runter, der mindestens genauso gut funktioniert. Das gute auf diesem Festival: Hier kommen für sowas tatsächlich die Leute zum Tanzen zusammen.



28.07. 
ECHT!
L*Abore Festival | Hauptmannsgrün
Nein, nicht die Schnulzenteenies aus den Neunzigern von Kim Frank, sondern der coole belgische Trap-Handwerksbetrieb Echt! ist am Samstag der letzte Live-Act des L*Abore, der mich um kurz nach Mitternacht nochmal in tiefes Staunen versetzt. Die vier Brüsseler schmieden mit Rock- und Jazz-Instrumentarium wonkige Beats in Hochpräzision zurecht, die live noch zehnmal geiler sind als auf ihren Platten. Wermutstropfen ist dann vielleicht ein bisschen, dass ihnen ganz bewusst kein Rapper zur Seite steht, der das ganze auf lange Sicht noch abgerundet hätte. Dafür fühlt sich diese Show umso mehr an wie ein Blick in das Uhrwerk eines musikalischen Präzisionswerkzeugs.



23.08. 
R.A.P. FERREIRA / DJ ELDON SOMERS / AJ SUEDE
Gretchen | Berlin
Über dieses Konzert habe ich schonmal einen ausführlichen Nachbericht geschrieben, den ihr hier lesen könnt.


02.09. 
ENSIFERUM
Merseburger Rocknacht | Merseburg
Ensiferum spielen Anfang September in Merseburg als Vorband von Destruction und sind nicht nur mein letztes Konzert in meiner alten Heimat, sondern auch eine sehr spezielle Erfahrung. Soll heißen: Hätte alles bei diesem Konzert funktioniert, würde diese Show hier wahrscheinlich nicht stehen. Denn obwohl der kitschige Pagan-Quatsch der Schweden mich musikalisch eigentlich kein bisschen juckt, beweisen sie sich hier als humorvolle Sportsgeister, die auch im Angesicht technischer Unzulänglichkeiten cool bleiben. Der kurze Abriss des Konzerts: Monitoring und PA funktionieren an diesem Abend sehr lückenhaft, ständig müssen Kabel neu verlegt werden und über weite Strecken geht einfach gar nichts. Vielleicht fünf Songs aus ihrem eigenen Oeuvre spielen Ensiferum dabei, anschließend wird das Programm gekippt und als Mischung aus zigstem Soundcheck und eigener Frustbewältigung Klassiker von Metallica und Judas Priest gezockt. Ein Scheißkonzert war es für Band und Fans am Ende vielleicht schon, aber niemand von beiden kann behaupten, man hätte nicht das beste daraus gemacht. Und obwohl beim Headliner kurze Zeit später alles wieder funzt, wirkt deren Set im Vergleich dazu irgendwie routiniert und statisch. Ja nun.


05.12. 
THE SCREENSHOTS
FZW | Dortmund
Angesetzt war das Konzert ja schon Ende Oktober, aber Susi Bumms hatte Corona. Die Entscheidung, zum Nachholtermin zu gehen, fällt spontan nach der Arbeit und lohnt sich gewaltig: Nicht nur spielen die Kölner hier ein umfangreiches Wahnsinns-Set mit Hits von allen Alben (und einigen neuen, für die ich mich im Live-Setting erstmals so richtig erwärmen kann), sie bestechen auch besonders durch die freundschaftliche Atmosphäre und die kurze Publikums-Künstler*innen-Distanz, die sie vermitteln. Persönliches Highlight: Die fast schon Max-Rieger-hafte Performance von Deutschland.




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